Entbindung im Geburtshaus – ist das etwas für mich?

Entbindung im Geburtshaus – ist das etwas für mich?

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Kirsten Hemmerde

Du wünschst dir eine möglichst natürliche Geburt deines Babys in einer Umgebung, in der du dich sicher, geborgen und gut begleitet fühlst? Ohne den Kliniktrubel, aber auch nicht zu Hause? Dann könnte ein Geburtshaus genau der richtige Ort für dich sein.

Was ist ein Geburtshaus?

Ein Geburtshaus wird von Hebammen geleitet. Hier kannst du in geschützter Atmosphäre dein Kind zur Welt bringen. Oft sind diese Einrchtungen sehr ansprechend gestaltet, eher wie eine Wohnung oder ein Familienhaus. Die Räume sind gemütlich, fast familiär. Hier gibt es viel natürliches Zubehör wie Gebärwannen, Hocker, Matten oder Seile, das dich bei der Entbindung unterstützt.

Der Fokus liegt auf einer natürlichen Geburt, bei der du im Mittelpunkt stehst: deine Bedürfnisse, deine Geschwindigkeit, deine Entscheidungen. Experten sprechen hier von einer außerklinischen Geburt, da du eben nicht in einem Krankenhaus entbindest.

Ambulant und ohne Arzt

Der wohl größte Unterschied zu einer Geburt im Krankenhaus oder der Geburtsklinik ist, dass im Geburtshaus keine Ärzte arbeiten:

  • Du wirst ausschließlich von Hebammen begleitet, die auf den natürlichen Geburtsverlauf vertrauen.
  • Sie bestärken dich darin, deinem Körper zu folgen.
  • Verzichtet wird auf Hilfsmittel wie Wehentropf, CTG-Dauerüberwachung oder routinemäßige Dammschnitte.
  • Stattdessen gibt es positive Bestärkung, Wärme, Bewegung, Homöopathie, Atem und Zeit.

Auch die Nachbetreuung ist bewusst ambulant: Wenn es euch gut geht, könnt ihr bereits wenige Stunden nach der Geburt nach Hause gehen.

Geburt im Geburtshaus
Bereits kurz nach der Geburt könnt ihr mit dem Baby das Geburtshaus verlassen.

Wie läuft eine Geburt im Geburtshaus ab?

Sobald die Wehen regelmäßig einsetzen, rufst du deine betreuende Hebamme an. Gemeinsam entscheidet ihr, wann du ins Geburtshaus kommst. Dort angekommen, empfängt dich eine Hebamme, die du meist schon aus der Schwangerschaft kennst.

Der Ablauf der Geburt ist individuell. Du darfst dich frei bewegen, duschen, baden, dich hinlegen oder aufrecht stehen. Du entscheidest, in welcher Position du gebären möchtest. Dabei begleitet dich eine feste Bezugsperson.

Direkt nach der Geburt kannst du dein Baby in aller Ruhe kennenlernen. Ihr bleibt meist noch vier bis sechs Stunden im Geburtshaus, bevor ihr nach Hause fahrt.

Lerne ich meine Hebamme vorher kennen?

Ja, es gibt viele Gelegenheiten vorab, bei denen du deine Hebamme im Geburtshaus triffst. Zum Beispiel beim Erstgebspräch oder beim Geburtsvorbereitungskurs. Die Hebammen können zudem auch einige Routine-Untersuchungen im Wechsel mit dem Frauenarzt durchführen. Diese vertraute Beziehung gibt dir Sicherheit für die anstehende Geburt.

Auch im Wochenbett bleibt deine Hebamme meist an deiner Seite. Sie besucht dich zu Hause, unterstützt dich beim Stillen, schaut nach dir und deinem Baby.

Am besten schon früh Kontakt aufnehmen

Geburtshäuser sind beliebt – und vor allem in Städten oder Ballungsräumen rasch ausgebucht. Wenn eine solche Geburt für dich in Frage kommt, suche am besten frühzeitig den Kontakt. Gerne schon im ersten Trimester. Denn:

  • Die Betreuung im Geburtshaus startet oft schon in der frühen Schwangerschaft mit Vorsorgeuntersuchungen, Gesprächen, Geburtsvorbereitung etc.
  • Geburtshäuser vergeben pro Monat nur wenige Geburtsplätze, um im entscheidenden Moment wirklich verfügbar zu sein.
  • Wenn Du zu lange wartest, ist dein Wunsch-Geburtshaus möglicherweise schon voll. Dann musst du ausweichen oder auf Klinik/Hausgeburt umplanen.

Geburtshäuser gibt es in vielen Städten, aber nicht flächendeckend. Auf der Website des Netzwerks der Geburtshäuser kannst du gezielt nach einer Einrichtung in deiner Nähe suchen.

Wer bezahlt die Entbindung im Geburtshaus?

Die meisten Leistungen rund um die Entbindung im Geburtshaus werden von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Dazu gehören die Vorsorge, die Geburt selbst, die Wochenbettbetreuung und viele Kurse. Einige Versicherungen arbeiten mit ausgewählten Geburtshäusern zusammen, erkundige dich am besten im Vorfeld.

Was Du meist selbst zahlen musst, ist die sogenannte Rufbereitschaftspauschale. Sie deckt den Zeitraum um den errechneten Geburtstermin an. In dieser Zeit ist deine Hebamme 24/7 für dich erreichbar und hält sich bereit, alles andere liegenzulassen, wenn deine Geburt beginnt. Diese Rufbereitschaftspauschale liegt oft zwischen 600 und 1.200 Euro. Einige Kassen geben einen Zuschuss von bis zu 400 Euro.

Wenn du privat versichert bist, klärst du die Kostenübernahme für die Entbindung im Geburtshaus am besten im Vorfeld individuell.

Geburtshaus
Viele Frauen lieben die entspannte Atmosphäre in einem Geburtshaus.

Ist eine Geburt im Geburtshaus für mich geeignet?

Eine Geburt im Geburtshaus ist möglich, wenn deine Schwangerschaft ohne Komplikationen verläuft:

  • Du bist gesund, erwartest ein einzelnes Kind in Schädellage, hast keine Vorerkrankungen.
  • Bei früheren Geburten gab es keine schwerwiegenden Probleme.
  • Zudem solltest du dir eine natürliche Geburt ohne PDA, medizinische Eingriffe oder ständige Überwachung durch Ärzte wünschen.

Die Hebammen führen vorab ein ausführliches Aufnahmegespräch, prüfen alle Befunde und entscheiden gemeinsam mit dir, ob eine Geburt im Geburtshaus sicher möglich ist. Sollten sich im Verlauf der Schwangerschaft Risikofaktoren zeigen, besprechen sie mit dir offen, ob ein Wechsel in die Klinik sinnvoll sein könnte.

Was passiert bei einem Notfall im Geburtshaus?

Auch wenn die Geburt im Geburtshaus sicher ist: Es gibt immer die Möglichkeit, dass etwas Unerwartetes passiert. In solchen Fällen handeln die Hebammen schnell und organisiert.

Sie erkennen früh, wenn sich Komplikationen anbahnen, und leiten bei Bedarf eine Verlegung in die nächste Klinik ein. Dafür gibt es erprobte Notfallpläne und enge Kooperationen mit umliegenden Krankenhäusern.

Geburtshaus Geburt

Wann sollte ich besser zur Entbindung in eine Klinik gehen?

Sicherheit steht bei der Geburt an erster Stelle. Dein Arzt oder deine Hebamme werden dir voraussichtlich die Geburt in einer Klinik empfehlen, wenn

  • du an Vorerkrankungen leidest,
  • Zwillinge erwartest,
  • dein Baby in Beckenendlage liegt,
  • du einen vorherigen Kaiserschnitt hattest,
  • bei dir Schwangerschaftsdiabetes, Bluthochdruck oder Komplikationen im Schwangerschaftsverlauf festgestellt wurden oder
  • du als Risikoschwangere giltst.

Viele Mums to be setzen auch von sich aus auf Safety First und medizinisches Back-Up: Wenn für dich Punkte wie die Möglichkeit einer PDA, kontinuierliche CTG-Überwachung oder die Nähe zu (Kinder)Ärzten wichtig sind, ist die Geburt in einer Klinik eher der richtige Weg.

Bildquelle: Getty

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