Impfungen – Welche gibt es und was zahlt die Krankenkasse?
Masern, Röteln oder Windpocken: Viele ehemalige Kinderkrankheiten sind heute so gut wie ausgerottet. Impfungen haben dazu beigetragen, die Ausbreitung der Erreger entscheidend zu verringern. Hier erfährst du, welche Impfungen es gibt und in welchem Alter sie optimalerweise erfolgen sollten.
Text: Kirsten Hemmerde
Ärmel hoch und ein kleiner Piks – schon ist die Impfung vorbei. Und unser Körper beginnt zu arbeiten. Denn im Impfstoff sind abgeschwächte Krankheitserreger enthalten. Gegen die bildet das Immunsystem nun entsprechende Abwehrstoffe. Damit sind wir geschützt, falls wir später einmal tatsächlich Kontakt zu diesem Erreger haben. Das Prinzip funktioniert schon bei kleinen Kindern. Daher wird mit einigen Impfungen im frühen Säuglingsalter begonnen. So werden bereits Babys vor für sie besonders gefährlichen Krankheiten bewahrt.
Diese Impfungen zahlt die Krankenkasse
Es gibt in Deutschland Empfehlungen der Ständigen Impfkommission STIKO. Sie sind nach Lebensalter gestaffelt im Impfkalender aufgeführt. Dazu gehören Tetanus, Diphterie, Keuchhusten, Hirnhautentzündung, Kinderlähmung, Hepatitis B, Pneumokokken, Rotaviren, Meningokokken C, Masern, Mumps, Röteln, Windpocken, Grippe und Humane Papillomviren. Diese Impfungen müssen von der Krankenkasse übernommen werden. Einige Versicherungen zahlen darüber hinaus noch weitere Maßnahmen. Hier lohnt es sich, nachzufragen.
Ab sechs Wochen: Impfung gegen Rotaviren
Sie ist die erste Impfung, die auf dem Plan steht: der Schutz vor Rotaviren. Diese Krankheit äußert sich in Brechdurchfall und hohem Fieber. Besonders gefährlich ist die damit verbundene Austrocknung. Die Viren sind hochansteckend und werden durch Schmierinfektionen oder betroffene Lebensmittel übertragen. In Dritte-Welt-Ländern zählt eine Rotavirus-Infektion zu den häufigsten Todesursachen bei Kindern. Ab dem Alter von sechs Wochen können Säuglinge dagegen geimpft werden. Sie erhalten die Grundimmunisierung G1 in Form einer Schluckimpfung. Weitere Teilimpfungen folgen in den nächsten Monaten, damit der Schutz dann komplett aufgebaut ist.
Ab der neunten Lebenswoche: Kombinationsimpfung gegen sechs Krankheiten
Wenn das Baby zwei Monate alt ist, kann es gegen weitere Krankheiten geimpft werden. Damit das Kind möglichst wenige Spritzen erhält, gibt es einen Kombinationsimpfstoff. Er wirkt gegen sechs Infektionskrankheiten. So schützt er vor der lebensgefährlichen Racheninfektionskrankheit Diphtherie, die zu Atemnot, Erstickungsanfällen und einer Herzmuskelentzündung führen kann. Der zweite Wirkstoff immunisiert gegen den Wundstarrkrampf Tetanus, an dem auch heutzutage noch zehn bis 20 Prozent der Betroffenen meist an Atemnot oder Herzversagen sterben. Der dritte Bestandteil dieser Impfung ist Pertussis – auch bekannt als Keuchhusten, der Kindern lange und quälende Hustenanfälle beschert. Die weiteren Wirkstoffe dieser Mehrfachimpfung bewahren vor Hirnhautentzündung Hib (Haemophilus influenzae Typ b), Kinderlähmung und Hepatitis B. In den darauffolgenden Monaten bekommt das Kind zwei – bei Frühgeborenen drei – weitere Impfdosen. Zur Auffrischung werden im Kindergarten- und Schulalter weitere Impfungen verabreicht.
Parallel dazu: Pneumokokken-Impfung
Meist in einem Atemzug erhalten Säuglinge neben der Sechsfachimpfung auch den Schutz vor Pneumokokken. Dieser bakterielle Erreger kann unter anderem zu Blutvergiftung, Lungenentzündung, Hirnhautentzündung oder Mittelohrentzündung führen. Bis zum zweiten Geburtstag gibt es zwei – bei Frühgeborenen drei – weitere Grundimmunisierungen mit diesem Wirkstoff.
Ab elf Monaten gegen Masern, Mumps und Röteln impfen lassen
Sie sind als typische Kinderkrankheiten bekannt: Masern, Mumps und Röteln. Doch ungefährlich sind sie keinesfalls. Bei Masern kann es zu Entzündungen des Mittelohrs, der Lunge und des Gehirns kommen. Mumps führt oft zu einer schmerzhaften Entzündung der Ohrspeicheldrüsen und kann das Hörvermögen sowie die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen. Bei Röteln ist es besonders gefährlich, wenn ein Kind eine Schwangere damit ansteckt. Das ungeborene Baby kann schwere Schäden erleiden. Die Impfung erfolgt hier mit einem Kombinationswirkstoff, so dass nur eine Spritze benötigt wird. Nach gut vier Monaten bekommt das Kind die zweite Grundimmunisierung. Die Impfung gegen Masern ist die einzige, die gesetzlich vorgeschrieben ist. Kinder müssen vor dem Besuch einer von Kita, Kindertagespflege oder Schule einen Impfnachweis darüber erbringen.
Schutz vor Windpocken und Meningokokken C
Oft haben viele Eltern im Kindesalter noch eine Windpockeninfektion durchgemacht. Seit 2004 empfiehlt die STIKO wegen möglicher Komplikationen wie Entzündungen oder Gürtelroserisiko eine Impfung ab elf Monaten. Dieser Schutz vor den sogenannten Varizellen kann zusammen mit der Maser-Mumps-Rötel-Impfung erfolgen. Allerdings sollten die beiden Spritzen an unterschiedlichen Körperstellen gesetzt werden, um eine mögliche Fieberreaktion zu vermeiden. Die zweite Varizellen-Impfung gibt es rund vier Monate später.
Mit dem ersten Geburtstag ist das Kind bereit für eine Impfung gegen Meningokokken C. Dieser Erreger kann eine bakterielle Hirnhautentzündung auslösen und betrifft meist Säuglinge, Kleinkinder und Jugendliche.
Ab neun Jahren gegen HPV impfen lassen
Sie ist eine der jüngsten Impfempfehlungen: der Schutz vor HPV Humanen Papillomviren. Seit Ende 2018 sind die gesetzlichen Krankenkassen zur Erstattung dieser Leistung verpflichtet. Die sexuell übertragbaren Viren können Krebs am Gebärmutterhals, am Penis, am After oder auch im Mund-Rachen-Raum verursachen. Daher sollte die Impfung vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen. Möglich ist der Schutz ab dem Alter von neun Jahren.
So wird geimpft
Die meisten Impfungen erhalten Babies und Kinder genau wie Erwachsene als Spritze. Einige Säuglinge zucken nur kurz mit der Wimper, ihnen macht das gar nichts aus. Andere Kinder wiederum sind unruhig und weinen. Hier kann es helfen, einen vertrauten Gegenstand wie ein Kuscheltier mitzunehmen, um das Kind abzulenken. Auch ein Schnuller, eine Flasche oder Stillen sind gute Beruhigungsmittel. Um das Baby zu trösten, sollten Eltern es umarmen, streicheln oder auch ein Lied singen. Zudem hilft es, wenn die Erwachsenen während der Impfung gelassen bleiben. Denn Anspannung überträgt sich auf das Kind. Sprich mit dem Arzt oder der Ärztin, wenn du Sorgen vor möglichen Nebenwirkungen hast. Die Experten können dir Tipps und auch leichte Medikamente wie Ibuprofen gegen Fieber geben.
Impftermin verpasst? Kein Problem
Wer einen Impftermin für sein Kind verpasst hat, muss sich keine Sorgen machen. Besser spät als nie lautet die Devise. Die meisten Impfungen können problemlos nachgeholt werden. Sprich dafür einfach mit den Ärzten, die dein Kind betreuen. Alle erfolgten Impfungen werden übrigens in einem gelben Ausweis festgehalten. So hast du stets einen Überblick darüber, wann dein Kind welchen Schutz erhalten hat.
Weitere mögliche Impfungen
Viele Krankenkassen übernehmen über ihre gesetzliche Pflicht hinaus weitere Impfungen, um dein Kind vor Krankheiten zu schützen. So zahlen viele Krankenkassen die jährliche Grippeschutzimpfung. Wenn du planst, mit deinem Kind in ein Gebiet zu verreisen, das als Zeckenhochburg gilt, tragen viele Versicherungen auch die Kosten einer FSME-Impfung. Sie schützt vor der grippeähnlichen Virusinfektion Frühsommer-Meningoenzephalitis. Auch vor Auslandsreisen übernehmen viele Krankenkassen empfohlene Impfungen oder beteiligen sich zumindest daran. Das gilt zum Beispiel für Malaria, Gelbfieber, Cholera, Tollwut, Typhus oder auch dem anderen Meningokokken-Stamm Variante B. Hier empfiehlt es sich, bei der zuständigen Versicherung einmal nachzufragen.