Geburtsverlauf – das sind die 4 Phasen einer natürlichen Entbindung

Geburtsverlauf – das sind die 4 Phasen einer natürlichen Entbindung

Wenn der Tag der Entbindung naht, wollen Schwangere gerne wissen, was bei der Geburt genau passiert. Wir haben für euch die wichtigsten Infos darüber, wie eine Geburt abläuft.

Vorbereitung auf die Geburt

Schwangere haben neun Monate Zeit sich auf die Geburt vorzubereiten: körperlich wie mental. Aber kurz davor beschleicht die werdende Mutter doch meist ein mulmiges Gefühl. Werde ich der Herausforderung Geburt gewachsen sein? Wie schlimm sind die Schmerzen? Werde ich eine PDA brauchen? Kann ich das überhaupt durchstehen?

Klar ist: Eine Geburt ist eine absolute Ausnahmeleistung des weiblichen Körpers. Das Gewebe muss sich um ein Vielfaches dehnen, Muskeln befördern das Baby sanft nach draußen, was meist mit starken Wehenschmerzen einher geht. Als Erstgebärende hat man den Kreißsaal gerade mal bei der Klinikbesichtigung gesehen und keine Ahnung, was darin genau abläuft. Natürlich ist man vor dem Geburtstermin nervös, schließlich weiß man nicht, was auf einen zukommen wird.

Doch der Körper bereitet sich bereits Wochen vor der Geburt auf den anstehenden Kraftakt vor. Es beginnt mit den sogenannten Übungswehen. Sie sind selten schmerzhaft, können sich in etwa so anfühlen als würde man seine Tage bekommen oder wie ein leichtes Ziehen in der Leistengegend. Jede Frau empfindet das anders.

In den Tagen vor der Geburt sinkt das Baby in der Regel tiefer in das Becken. Damit drückt das Köpfchen stärker auf Blase und Darm, was die Schwangere vielfach als verstärkten Harn- oder Stuhldrang spürt. Das Schlafen fällt jetzt schwer weil kaum noch eine bequeme Liegeposition zu finden ist. In dieser Zeit geht auch ein Schleimpfropf ab, der den Muttermund bis dahin verschlossen hat.

Die Geburt beginnt

Medizinisch gesehen beginnt der Geburtsvorgang, wenn sich der Muttermund öffnet, was daran zu erkennen ist, dass die Wehen einsetzen. Diese treten am Anfang sehr unregelmäßig auf. Schwangere, die die 37. Woche bereits erreicht haben, können noch entspannt abwarten ob die Wehen regelmäßig kommen, bevor sie sich auf den Weg in die Geburtsklinik machen. Denn ab jetzt dauert es nach Lehrbuch beim ersten Kind im Schnitt 13 bis 14 Stunden bis zur eigentlichen Geburt, bei Folgegeburten etwa 8 Stunden.

Jede Geburt ist anders, doch der Ablauf folgt meist nach denselben Phasen, die wir hier kurz beschreiben:

1. Die Latenzphase

Haben die Wehen erst einmal eingesetzt, kommen sie in der Anfangsphase noch sehr unregelmäßig. Oft treten nur zwei bis drei Wehen in einer halben Stunde auf, die nur kurz anhalten. Manchmal nimmt ihre Häufigkeit zu und sie werden regelmäßiger, manchmal werden sie wieder schwächer oder hören ganz auf.

Die Latenzphase versetzt die Schwangere zwar in Alarmbereitschaft weil sie denkt, dass es „gleich“ losgeht. Doch diese Phase sieht bei jeder Frau anders aus und kann sich hinziehen. Die Hebamme Anja Constanze Gaca schreibt dazu: „Die Latenzphase kann über viele Stunden gehen und damit auch sehr ermüdend und zermürbend für die Schwangere sein. Untersuchungen geben eine sehr unterschiedliche Dauer von einer bis zu 44 Stunden an. Viele Frauen sind nicht unbedingt auf eine so lange Zeit vorbereitet, in der sie immer wieder deutlich spürbare Wehen haben, die zum Beispiel auch den Schlaf unterbrechen.“

Es macht wenig Sinn, jetzt schon in die Klinik zu fahren, wo man nur wartet, zu Spaziergängen angehalten und von den Hebammen immer wieder untersucht und ans CTG angeschlossen wird. Viel besser ist es (das gilt vor allem für Erstgebärende) ruhig abzuwarten, die Wehen immer wieder auf ihre Regelmäßigkeit hin zu prüfen, sich langsam und in der gewohnten Umgebung auf die Geburt einzustellen, die eigenen Kräfte zu schonen und, wenn es geht, auch noch einmal eine Runde zu schlafen und bei Appetit etwas Leichtes zu essen.

Auch Ablenkung ist vorteilhaft. Ein beliebter Rat von Hebammen für die Latenzphase ist, einen Kuchen zu backen, Wäsche zu bügeln, leichte Hausarbeiten zu erledigen. Alles was die Gedanken in Schach und den Körper einigermaßen entspannt hält, ist gut. Mehr zu dem Thema, warum es nicht gut ist zu früh in die Klinik zu fahren kannst du auch hier nachlesen.

So läuft eine Geburt ab
Während der Latenzphase treten in unregelmäßigen Abständen Wehen auf. Zu früh in die Klinik zu fahren macht wenig Sinn.

 

Wer sich trotzdem unsicher ist, sollte vorab in der Klinik anrufen, mit einer Hebamme über die Häufigkeit und Regelmäßigkeit der Wehen sprechen und sich ihren Rat abholen, wann der richtige Zeitpunkt zum Einchecken in der Entbindungsstation ist ist.

Die Latenzphase erfüllt übrigens eine wichtige Funktion im Geburtsverlauf. Währenddessen schiebt sich das Köpfchen des Kindes in den Beckenring. Der Gebärmutterhals verkürzt und erweitert sich, das Gewebe wird durch die Kontraktionen weich und weitet sich, der Muttermund beginnt sich zu öffnen.

Übrigens: Auch die mentale Einstellung ist wichtig, damit die Geburt „richtig“ losgeht. Manche Schwangere sind gehemmt, weil sie noch etwas erledigen wollten oder weil ihnen etwas auf der Seele liegt, was sie vor der Geburt loswerden wollten. Manche auch, weil sie einfach Angst vor dem Geburtsakt haben. Jetzt ist es wichtig mit einer Vertrauensperson über all das zu reden, was einen belastet und all die Dinge innerlich „abzuhaken“, die einen vielleicht blockieren. Außerdem gibt es viele Tipps, wie Schwangere mit der Angst vor der Geburt umgehen können.


2. Die Eröffnungsphase

Sobald der Muttermund drei bis vier Zentimeter geöffnet ist, beginnt die sogenannte Eröffnungsphase. Jetzt hat die Frau etwa alle zehn Minuten ein bis zwei Wehen. Nun ist auch der richtige Zeitpunkt gekommen, ins Geburtshaus oder in die Geburtsklinik zu fahren.

In der Klinik angekommen kontrolliert die Hebamme regelmäßig die Herztöne des Kindes. Zudem tastet sie immer wieder den Muttermund ab um zu spüren, wie weit er sich bereits geöffnet hat und wo das Köpfchen des Babys ist.

Meist platzt bereits während der Eröffnungsphase die Fruchtblase. Manchmal wird sie auch von der Hebamme aufgestochen um den Geburtsvorgang zu beschleunigen, denn dann drückt das Babyköpfchen stärker ins Becken und löst heftigere Wehen aus.

Auch die Eröffnungsphase gestaltet sich bei jeder Geburt anders, sie dauert bei Erstgebärenden jedoch in der Regel zwischen acht und 13 Stunden. Gegen Ende hin sind viele Frauen erschöpft oder reagieren sehr emotional. Dann ist es gut wenn sie jemanden an der Seite hat, der sie ermutigt und ihr gut zuspricht, egal ob es der Partner, die Schwester, die Mutter oder eine Doula ist. Schon bei der Planung der Geburt solltest du dir überlegen, wer dir in dieser Phase eine wichtige Stütze sein kann und wer dich in den Kreißsaal begleiten soll.

Das regelmäßige hechelnde Atmen bei den Wehen hilft den Gebärenden die Schmerzen besser auszuhalten und bringt sie außerdem in einen leichten Trancezustand. Und während der Wehenphasen hilft sich der Körper zudem selbst und schüttet Endorphine aus, ein Hormon das die Schmerzen hemmt. Vielfach setzt am Ende der Eröffnungsphase noch einmal eine kleine Pause ein, die der Mutter und dem Baby neue Energie gibt für die entscheidende Phase der Geburt.

3. Die Austreibungsphase

Hat sich der Muttermund in der Latenzphase vollständig geöffnet, beginnt die Austreibungsphase. Die Wehen kommen jetzt in einer Zeitspanne von 15 Minuten circa sechs bis sieben Mal und halten etwa eine Minute an. Die Austreibungsphase kann wenige Minuten oder bis zu zwei Stunden dauern.

Falls die Fruchtblase bisher noch nicht geplatzt ist, passiert das nun. Der Kopf des Kindes ist jetzt im Geburtskanal, was bei der Gebärenden den Impuls auslöst mitzuschieben. Das geht am besten, wenn sie dabei kräftig ausatmet. Die Hebamme gibt genaue Anleitungen zum Atmen und Pressen, die sehr hilfreich sind. Außerdem überwacht sie die Herztöne des Babys mit einem speziellen Ultraschallgerät, das auf dem Bauch der Mutter liegt.

Zusammen mit den Wehen drückt die Mutter das Baby langsam aus dem Bauch, wobei es sich um 90 Grad dreht um besser durch das Becken zu passen. Manche Frauen nehmen dabei eine hockende oder knieende Position ein, je nachdem was sie als bequem empfinden. Ist das Köpfchen des Babys endlich zu sehen, dann versucht die Hebamme gleichzeitig den Damm zu stützen, damit er nicht reißt. Einige weitere Presswehen später ist der Kopf des Babys ganz zu sehen. Jetzt ist das Schlimmste überstanden! Mit den nächsten Wehen flutschen der Oberkörper, Rumpf und die Beinchen heraus.

4. Die Nachgeburtsphase

Geschafft: Das Baby ist da! Das ist einer der schönsten Momente für alle Beteiligten.

Die Hebamme oder der Geburtshelfer fassen sofort an die Nabelschnur um den Puls des Neugeborenen zu fühlen. Gleichzeitig werden die Muskelspannung und die Hautfarbe des Babys geprüft. Liegt der Puls bei etwa 100 und hat das Baby einen guten Muskeltonus, dann wird das Kleine noch während es zwischen den Beinen der Mutter liegt abgetrocknet und damit gleichzeitig stimuliert.

Die Hebamme reibt dem Baby mit einem Handtuch seinen Rücken und die Füße, was die Atmung anregt. Manche Babys stoßen bereits mit dem ersten eigenen Atemzug einen Schrei aus. Hat das Kind begonnen zu atmen, kann die Nabelschnur durchtrennt werden. Das passiert in der Regel innerhalb der ersten Lebensminute. Dazu wird die Nabelschnur an zwei Stellen abgeklemmt, dazwischen wird sie durchtrennt.

Sofort wird auch der sogenannte APGAR-Test beim Baby gemacht. Arzt und Hebamme machen ihn eine, fünf und zehn Minuten nach der Geburt. Sie prüfen die Atmung, den Puls, den Muskeltonus und das Aussehen der Hautfarbe, sowie die Reflexe beim Baby. Für jeden Bereich werden null, einer oder zwei Punkte vergeben.

Bei einer unkomplizierten Geburt kann das Baby dazu meist bei der Mutter liegen bleiben. Gab es während des Geburtsverlaufs Komplikationen und wurde ein Kinderarzt hinzugezogen, dann macht dieser den Test auf einem extra Versorgungstisch, der sogenannten Rea-Einheit.

Wenn das Baby kerngesund ist, bekommt es zehn Punkte. Wenn der Wert etwas niedriger ist, ist das kein Grund zur Besorgnis. Einige Babys erreichen erst beim dritten Test die volle Punktzahl, weil sie sich erst an die neue Situation anpassen müssen. Ist die Punktzahl viel zu niedrig leiten die Ärzte sofort entsprechende Versorgungsmaßnahmen ein.

Bei der Mutter können bereits jetzt erste Nachwehen auftreten, wobei sich die Gebärmutter zusammenzieht damit sich die Plazenta von der Gebärmutterwand löst und ebenfalls herausgedrückt wird. Wenn sich die Nachwehen verzögern kann es helfen, wenn die Mutter das Baby bereits zum ersten Mal anlegt und es an der Brust saugt.

Die Hebamme kontrolliert durch Abtasten des Bauches, wie weit die Abstoßung der Plazenta fortgeschritten ist. Sobald der Mutterkuchen draußen ist, wird dieser genau auf Vollständigkeit geprüft oder darauf, ob eventuelle Reste noch aus der Gebärmutter entfernt werden müssen.

Sollte es zu einem Dammriss gekommen sein, wird dieser verarztet, also in der Regel desinfiziert und genäht. Wenn es zu Verletzungen der Genitalien gekommen ist, werden auch diese versorgt.

Die Phase der Nachgeburt dauert von zehn Minuten bis zu zwei Stunden.

Geburt Ablauf
Erschöpft aber glücklich: Nach der Geburt brauchen Mutter und Kind vor allem Ruhe und Zeit, sich kennen zu lernen.

Wie geht es nach der Geburt weiter?

Nach einer Weile ist das Kleine auf Mamas Brust meist bereit, zum ersten Mal zu trinken. Der Saugreiz regt die Milchbildung in den Brüsten an. Die richtige Muttermilch schießt allerdings erst nach etwa zwei bis drei Tagen ein, vorher trinkt das Baby die sogenannte Vormilch. Außerdem fördert das Saugen die Kontraktion der Gebärmutter bei der Mutter, da dabei verstärkt das Hormon Oxytocin ausgeschüttet wird.

Kurz nach der Geburt ist es Zeit für die erste Vorsorgeuntersuchung des Neugeborenen, die U1. Dabei werden die Gesichtsmerkmale und die Körperproportionen untersucht, außerdem die Wirbelsäule, Finger und Zehen und das After. Die Blutgefäße in der Nabelschnur werden gezählt, denn sie geben wichtigen Aufschluss über die Sauerstoffversorgung des Babys während der Geburt. Zuletzt wird das Neugeborene gewogen und gemessen.

Danach kommt das Kleine wieder zurück zur Mama auf die Brust. In der Regel bleiben die kleine Familie noch etwa ein bis zwei Stunden im Kreißsaal, Mutter und Baby können sich erholen und zur Ruhe finden. Die Hebamme sieht regelmäßig nach ihnen, prüft den Allgemeinzustand der beiden und gibt auch schon erste Tipps zum Anlegen des Babys und zum Stillen.

Jetzt beginnt die Wochenbettzeit. Was dafür wichtig ist kannst du hier nachlesen.

 

 

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