Mit Wohnmobil und Kind durch Europa –
Eine bereichernde Erfahrung
Loreen, Matze und Tochter Tilli (2) nehmen uns in diesem Sommer mit auf ihre dreimonatige Reise in ihrem Wohnmobil Elton. Ziel: Unbekannt! Mittlerweile ist die Familie nun wieder zu Hause angekommen, und konnte auf Ihre Zeit zurückblicken und Fazit ziehen.
Text & Fotos: Loreen Hinz
3,5 Monate – 14 Wochen – fast 100 Tage waren wir in unserem alten VW LT namens Elton unterwegs, der uns bergauf, strandab durch Deutschland, Dänemark, Frankreich und Belgien rollte. Am Anfang, zum Eingewöhnen, besuchten wir Familie und Freunde an der Ostsee, das erleichterte das Einleben auf 10 m2 zu dritt enorm. Tilli nahm während der Reise lange Autofahrten erstaunlich gelassen hin dank Büchern, Snacks und kleinen Spielen. Anschließend erkundeten wir Jutland in Dänemark mit seinen unendlichen Sandstränen und immer einer frischen Brise im Haar. Tilli liebte den Strand und das Meer und lernte Dinge kennen, die wir ihr in der Form zu Hause kaum bieten könnten. Lebende Krebse und Krabben. Seesterne. Fischeangeln. Felsenklettern. Sanddünenhüpfen. Wellenreiten. Leuchtturmersteigen und Burgerkundungen. Erfahrungen, die ihr keiner nehmen kann. Dementsprechend erweiterte sich ihr Sprachschatz ungemein und es ist sehr putzig zu hören, wenn unser zweieinhalb jähriges Sommermädchen ‚Bongschur‘ und ‚Mersiii‘ sagt.
Nach Dänemark fuhren wir für 2 Tage nach Hause, um dann direkt nach Frankreich weiterzureisen. Wir hangelten uns von der Kanalküste in die Normandie und weiter in die Bretagne, immer am Wasser entlang. Wir lernten vor allem auf Campingplätzen andere junge Menschen und Familien mit Kindern kennen, denen sich Tilli gern zum Spielen anschloß. Besonders Lotte aus Hamburg war wie eine große Schwester für sie. Durch solche Bekanntschaften lernte Tilli eine völlig neue Freiheit kennen, denn wir ließen sie mit den anderen Kindern und ihrem Laufrad losziehen, wir schenkten ihr dieses Vertrauen und sie enttäuschte uns nicht. Vor allem auf Campingplätzen wurde sie sehr selbstständig, achtete alleine auf kommende Fahrzeuge, beschäftigte sich mal alleine oder freundete sich mit den Kindern an, ein Umstand, der uns besonders freute, da sie bisher nicht in die Kita ging. Natürlich gab es auch gefährliche Situationen, als sie in Frankreich in Berck-sur-Mer plötzlich in eine Unterspülung tauchte, aber auch diese Erfahrung schärfte ihre Sinne für Gefahren und bei unbekannten Landschaften blieb sie bei uns oder fragte vorher.
Tilli entwickelte darüber hinaus eine unglaubliche Selbstverständlichkeit in Bezug auf die täglichen Abläufe, wie z.B. die Benutzung des Sitzrings sowie das Reinigen und Spülen bei Potti (unser Chemoklo), das Tischdecken oder das Anbringen von Auffahrkeilen bei Elton. Sie ist sehr geländegängig, hat einen guten Orientierungssinn und 1000 Schrammen. Und sie ließ uns glücklicherweise immer bis gegen 9.00 Uhr schlafen!
Spielsachen brauchte sie wirklich nur an Regentagen, nur ihr Sandspielzeug wurde rege genutzt.
Letztendlich war dieser Urlaub eine große Bereicherung für sie, nur würde ich das nächste Mal mehr Schlüpfer mitnehmen. Durch die vielen Eindrücke vergaß sie manchmal den Toilettengang und häufiger hatten wir im Bus lauter bunte kleine Schlüpfis hängen.
Die Eingewöhnung zu Hause war eher unkompliziert, sie ist ja mittlerweile in einem Alter, in dem sie sich nach der langen Reise trotzdem an zu Hause erinnert. Plötzlich kam uns unsere Wohnung wie ein Palast vor und am Anfang rannte auch Tilli ein bisschen verloren durch die Räume, entdeckte ihre Spielsachen und Bücher, die zu Hause geblieben waren, völlig neu. Abends musste ich an ihrem Bett sitzen und ihre Hand beim Einschlafen halten. Aber trotz unserer aufregenden Abenteuer und der wunderschönen Zeit ist es gut, wieder zu Hause zu sein. Eine Toilette! Eine Dusche! Ein Bett! Ein Toaster! Platz! Nur das Meer wird mir sehr fehlen, man kann sich in fast 4 Monaten schon sehr dran gewöhnen. Aber auch zu Hause erwarten uns neue, unbekannte Erlebnisse! Ich bin gespannt.
Hier findet ihr alle Reiseberichte aus dieser Serie.