Mommy Makeover: Schönheits-OP nach der Geburt?

MUM, Wohlfühlen

Stefanie Staiger

Mommy Makeover ist ein Trend aus den USA. Dort entscheiden sich viele Frauen für eine Schönheits-OP nach der Geburt, um wieder in Form zu kommen. Was genau hinter dem Eingriff steckt und für wen ein Mommy Makeover in Frage kommt, erklären uns die Ärztinnen Dr. Mariam Omar und Dr. Annett Kleinschmidt.

Ein Kind zu bekommen ist wunderbar und gehört zu den prägenden Erlebnissen im Leben einer Frau. Doch viele Mütter quält schon bald nach der Entbindung die Sorge um ihre Figur. Werden die Brüste jemals wieder wie vorher? Wann verschwinden die Schwangerschaftspfunde? Was passiert, wenn es einen Dammriss gab? Und was ist mit den Dehnungsstreifen an Oberschenkeln und Po? Der Druck, dem sich junge Mütter ausgesetzt fühlen, ist enorm. Und er wird nicht geringer durch Frauen wie Heidi Klum, Gisele Bündchen, Victoria Beckham oder Herzogin Kate, die nach jeder Geburt und mit jedem weiteren Kind schlanker und definierter erscheinen als zuvor. Die gute Nachricht zuerst: Mit Rückbildungsgymnastik, gesunder Ernährung und sanftem Sport lässt sich viel erreichen. Es braucht eben Zeit. Der Hebammenspruch „Neun Monate kommt der Bauch, neun Monate geht er“ beschreibt genau das. Junge Mütter sollten geduldig mit ihrem Körper sein und sich nicht unter Druck setzen lassen.

Mommy Makeover

Diät-Druck: Viele Frauen hadern nach der Geburt mit überflüssigen Pfunden (Foto: Pixabay)

Mommy Makeover: Trend aus den USA

Dr. Annett Kleinschmidt

Dr. Annett Kleinschmidt ist Fachärztin für Ästhetische und Plastische Chirurgie in Berlin (Foto: Docure)

Oft verschwinden die Pfunde aus der Schwangerschaft schon in den ersten Monaten durch das Stillen. Später kann mit Yoga, Schwimmen, Ausdauertraining und einem ausgewogenen Essverhalten nachgeholfen werden. Ohnehin stellen viele Frauen fest, dass sich die Prioritäten verändert haben. Was sind schon ein paar Pfunde mehr gegen das Glücksgefühl, ein Baby im Arm  zu halten? Trotzdem hinterlässt jede Schwangerschaft ihre Spuren. Und wer nicht gerade mit Supergenen gesegnet oder ein Fitnessfreak ist, sucht nach Wegen, um wieder in Form zu kommen. In den USA wird dabei schon seit geraumer Zeit mit dem Skalpell nachgeholfen. „Mommy Makeover“ nennt man den chirurgischen Eingriff. Der Begriff hat sich etabliert. „Das Mommy Makeover ist eine Trendbehandlung, die sich zunächst in den USA entwickelt hat und die inzwischen auch bei uns immer beliebter wird“, erklärt Dr. Annett Kleinschmidt, Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie in Berlin.

Auch in Deutschland wird das Mommy Makeover populärer

Dr. Mariam Omar

Dr. Mariam Omar bietet in ihrer Praxis in Berlin Mommy Makeover an (Foto: Nadja Klier)

Ihre Kollegin Dr. Mariam Omar beobachtet in ihrer Praxis in Berlin-Charlottenburg ebenfalls ein gesteigertes Interesse am Mommy Makeover. „Die Nachfrage nach ästhetisch-chirurgischen Korrekturen steigt. Bei Frauen ebenso wie bei Männern“, sagt Dr. Mariam Omar. „Das liegt daran, dass das Thema aus der peinlichen ‚Man spricht nicht darüber‘-Ecke herausgekommen ist. Das ist wichtig. Die gängigen Klischees über Menschen, die sich mittels OPs und anderen Eingriffen verschönern lassen, stimmen schon lange nicht mehr“, so die Ärztin. Was früher noch reichen Russinnen oder TV-Soap-Darstellerinnen vorbehalten war, ist mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen. „Es ist nichts dabei, in Sachen Schönheit nachhelfen zu lassen. Beauty-Behandlungen mit Botox oder Hyaluronsäure boomen. Deshalb ist auch das Mommy Makeover bei uns zunehmend gefragt“, erklärt Dr. Mariam Omar.

Problemzonen nach der Geburt: Bauch und Brüste

Am unzufriedensten sind die Frauen nach der Erfahrung von Dr. Mariam Omar mit Brüsten und Bauchdecke. „Diese Bereiche sind durch eine Schwangerschaft starken Veränderungen ausgesetzt. Das Brustvolumen nimmt ab Beginn der Schwangerschaft zu. Der Bauch wächst mit jedem Schwangerschaftsmonat, bis er kurz vor der Entbindung prall wie eine Wassermelone aussieht.  Das Gewebe und die Muskulatur wurden gedehnt, die Rückbildung dauert“, so die Expertin. „Meist treten nach der Schwangerschaft die typischen Symptome auf: Die Bauchdecke ist überdehnt und die Brust nicht mehr straff. Bei vielen Frauen sind in der Schwangerschaft zudem Fettpölsterchen am Bauch und an den Oberschenkeln entstanden, die durch klassische Maßnahmen kaum reversibel sind. Auch Schwangerschaftsstreifen oder Kaiserschnittnarben werden von vielen Patientinnen als Beeinträchtigung empfunden“, sagt Dr. Annett Kleinschmidt. Hier setzen Ärzte mit dem Mommy Makeover an.

Sport nach der Schwangerschaft

Sanfter Sport wie Yoga oder Pilates hilft, den Körper natürlich wieder in Form zu bringen (Foto: Pixabay)


Das Mommy Makeover kombiniert mehrere chirurgische Eingriffe

„Ein Vorteil des Mommy Makeovers ist die individuelle Anpassung der Behandlung auf die Problemzonen der Patientin, etwa Brust oder Bauchdecke. Zudem können mehrere Eingriffe in einer OP kombiniert werden. Das ist schonender und minmimiert zugleich die Ausfallzeiten“, sagt Dr. Mariam Omar. Das klingt zu schön, um wahr zu sein: Mit nur einer OP werden alle Makel beseitigt, und danach ist man bald wieder fit. Aber welche Risiken gibt es? Wann kann die OP durchgeführt werden? Und was kostet ein Mommy Makeover? „Da es sich meist um eine Kombination aus verschiedenen chirurgischen Verfahren handelt, beginnen die Kosten der Operation mit Anästhesieleistung und stationärer Übernachtung bei circa 9.000 Euro“, sagt Dr. Mariam Omar. Ist ein Mommy Makeover also nur etwas für Besserverdienende?

Der Wunsch nach einem attraktiven Körper ist groß

Schönheits-OPs nach der Schwangerschaft

Schlanke Taille, straffe Brüste, knackiger Po: Das wünschen sich viele Frauen (Foto: Pixabay)

„Nein“, sagt Dr. Annett Kleinschmidt. „In meine Praxis kommen Patientinnen aus allen gesellschaftlichen Schichten. Von der Mutter in Vollzeit bis hin zur Karrierefrau, die im öffentlichen Leben steht. Sie alle verbindet der Wunsch, nach dem Ende ihrer Familienplanung die als störend empfundenen Schwangerschaftsfolgen zu beseitigen.“ Die Expertinnen legen großen Wert auf ausführliche Aufklärungs- und Beratungsgespräche vor einem Mommy Makeover. Der Eingriff sollte frühestens ein Jahr nach der Geburt stattfinden, die Familienplanung sollte abgeschlossen sein. Die Risiken sind die gleichen wie bei jedem anderen schönheitschirurgischen Eingriff. „Das Mommy Makeover bringt nicht nur einen Gewinn an Lebensqualität mit sich, sondern sorgt auch für gesundes Selbstbewusstsein und eine positive Ausstrahlung“, sagt Dr. Mariam Omar. Viele Frauen lassen den Eingriff durchführen, bevor sie wieder in den Job zurückkehren oder sich beruflich neu orientieren wollen.

Mütter von heute wollen schön und sexy sein

Kritik, durch das Mommy Makeover den Schönheitsdruck auf Mütter noch zu erhöhen, lassen die Expertinnen nicht gelten. Ihnen ist wichtig, dass sie Frauen dabei unterstützen, sich in ihrem Körper wohlzufühlen. „Es ist sehr individuell, wie der weibliche Körper auf eine Schwangerschaft reagiert. Glückwunsch an alle, die sehr schnell und natürlich regenerieren. Meist sind das aber auch die, die sich unfair zu dem Thema äußern“, sagt Dr. Mariam Omar. Natürlich gibt es Frauen, die mit guten Genen gesegnet sind oder sich mit Disziplin, Diät und Sport wieder in Form bringen. Aber nicht immer klappt das. Und da Frauen heutzutage deutlich später Kinder bekommen und sich der Körper in einem höheren Alter nicht mehr ganz so schnell erholt, ist das Mommy Makeover nach Ansicht der Ärztinnen zeitgemäß und legitim. „Moderne Mütter wollen attraktiv sein und sich sexy fühlen“, so Dr. Mariam Omar.

Ihr haltet nichts von retuschierten Bildern und einem übertriebenen Körperwahn? Hier lest ihr, wie Frauen nach der Geburt wirklich aussehen…

Slider-Foto: Laura Marques / unsplash.com

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