Nora Tschirner und Taryn Brumfitt gegen Körperwahnsinn – #Embrace

MUM, Wohlfühlen

Silvia Silko

Anscheinend gehört es zum Frausein dazu, irgendwas am eigenen Körper abzulehnen. Taryn Brumfitt war eine von ihnen. Bis es ihr reichte und sie auf die Suche nach dem Grund ging. Diese Suche zeigt sie in ihrer Doku Embrace, die wir uns ab heute ansehen können und sollten. Wir sprechen zum Thema Körperkult mit der Produzentin des Films: Nora Tschirner.

Taryn Brumfitt hatte den Termin für ihre Schönheits-OP schon gemacht. Nach ihrem dritten Kind konnte sie ihren Körper nicht mehr ertragen und wollte unbedingt anders aussehen. Kurz bevor sie die OP durchzog dachte sie an ihre kleine Tochter: Welches Beispiel würde sie ihr geben, wenn sie an sich herumschneiden ließe, nur um einem vermeintlichen Schönheitsideal zu entsprechen? Brumfitt entschied sich gegen die OP und für ein straffes Sport- und Fitnessprogramm. Das Ergebnis: Ein schlanker, trainierter Körper und eine unglückliche Mutter und Frau.

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Vorher trainiert, nachher glücklich. Brumfitt zeigt sich in ihrem idealen Körper und beweist Mut und Zufriedenheit. Wunderschön ist sie dadurch nebenbei auch…

Durch den Körperwahnsinn und den vielen Sport hatte Brumfitt weniger Zeit für die Familie, war schlecht gelaunt und von einer regelrechten Verbissenheit gelenkt. Brumfitt fragte sich, warum sie nicht einfach entspannter mit ihrem Körper umgehen konnte und ging auf die Suche: Sie fragte 100 Frauen, welches Schlagwort ihnen zu ihrem Körper einfiel. Die Resonanz war erschreckend. Begriffe wie „abstoßend“ oder „dick“ waren die häufigsten Antworten. Brumfitt war geschockt und ging auf Reisen um die ganze Welt um der Sache auf den Grund zu gehen: Warum finden wir Frauen unsere Körper grundsätzlich unzureichend? Woher kommt der Selbsthass und vor allem der unbedingte Wille, immer etwas ändern zu müssen oder im schlimmsten Fall, uns selbst wegeliminieren zu wollen?

Herausgekommen ist dabei ein starker, nachdenklicher aber auch zu Tränen rührender Film, der den Finger in die Wunden so vieler Frauen legt. „Embrace“ – zu deutsch bedeutet dieses Wort jemanden annehmen, umarmen, akzeptieren. Brumfitt möchte, dass wir genau das hinbekommen: Embrace Yourself ist die wundervolle Botschaft dieses Films.

Dank Kickstarter, einer Plattform mit der Brumfitt ihren Film finanzierte, wurde Schauspielerin Nora Tschirner auf das Projekt aufmerksam und stieg kurzerhand mit ein. Tschirner beweist immer wieder kritisches Hinterfragen und mischt auch bei politischen und gesellschaftlichen Themen gerne mal mit. Deshalb ist sie bei „Embrace“ dabei: Um aufmerksam zu machen, Impulse zum Hinterfragen zu liefern und die Sicht, die wir alle auf uns und die Welt haben vielleicht ein kleines bisschen zu verändern. Wir haben ihr ein paar Fragen zum Film und zu ihrer eigenen Einstellung zum Thema gestellt:

Nora, wie kamst du zu dem Projekt „Embrace“?

Über die Crowdfundingplattform „Kickstarter“ entstand der Kontakt zur Regisseurin Taryn Brumfitt, der immer enger wurde, bis ich mich final entschloß, als Executive Producern einzusteigen.

Es geht um Schönheitsideale und wie wir unter ihnen leiden, bzw. unseren gesamten Alltag von ihnen diktieren lassen. Welche Erfahrungen hast du damit gemacht?

Gruselige. Ich habe sowohl im beruflichen, als auch privaten Umfeld eine zunehmende Fixierung auf Äußerlichkeiten feststellen können, habe aber selbst seit einiger Zeit den Absprung davon ganz gut geschafft.

Embrace

Die Doku „Embrace“ startet am 11. Mai in den deutschen Kinos: Anschauen, ergriffen sein, etwas für sich selbst mitnehmen!

Als Schauspielerin geht es natürlich auch oft um deinen Körper. Möchtest du mit deiner Beteiligung an „Embrace“ ein Zeichen dagegen setzen?

Mittlerweile betrifft der vermeintliche Druck uns alle, auch Frauen in nichtöffentlichen Berufen und auch viele Männer. In Zeiten von Social Media ist es leicht, in die Falle des ständigen, gefühlten Wettbewerbs zu tappen. Da auszubrechen ist aber durch kritisches Hinterfragen sehr gut möglich und kann absolut befreiend sein.


Durch Kim Kardashian oder Nicki Minaj scheinen alternative Körperideale stärker in den Fokus zu rücken. Wie kommentierst du diese Entwicklungen?

Ich freue mich über Diversität, bei den genannten Frauen ist mir persönlich allerdings der öffentlich ausgelebte Hang zum Perfektionismus und zur Selbstoptimierung immer noch ein bisschen zu betrüblich.


Die Macherin des Films ist Taryn Brumfitt – was hat dich an ihr am meisten fasziniert?

Wir sind mittlerweile Freunde. Ihr freier Geist und der Austausch mit ihr sind eine Bereicherung und Inspiration für mich. Ganz zu schweigen, davon, dass wir uns zusammen die meiste Zeit kaputtlachen.


Wenn du einen Wunsch frei hättest: Was sollte jede/r ZuschauerIn mitnehmen, der sich „Embrace“ ansieht?

Einen Teelöffel mehr Freundlichkeit im Umgang mit sich selbst wäre doch schon mal herrlich.

 

 

In unserer Rubrik „Medien“ findet ihr weitere spannende Filmtipps für Mütter.

 

Titelbild: Embrace/ Majestic Film/ Taryn Brumfitt

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