Stillen oder Fläschchen geben? Finde den Weg, der zu euch passt

Stillen oder Fläschchen geben? Finde den Weg, der zu euch passt

Author Photo

Kirsten Hemmerde

Die Entscheidung, ob du stillen oder Fläschchen geben möchtest, ist sehr persönlich. Und genau das darf sie auch sein: deine Wahl. Vielleicht machst du dir schon in der Schwangerschaft Gedanken, spürst Erwartungen von außen oder überlegst, was das Beste für dein Kind ist. Dass du dich fragst, wie du dein Baby ernähren möchtest, ist kein Zeichen von Unsicherheit – sondern von tiefer Liebe und Fürsorge.

Stillen – optimale Nahrung und gesundheitliches Plus

Stillen ist für viele Mütter ein wunderschönes Erlebnis. Es schafft eine innige Verbindung, gibt deinem Baby Geborgenheit und liefert ihm alles, was es in den ersten Lebensmonaten braucht.

Stillen hat unter anderem diese Vorteile:

  • Optimale Nährstoffversorgung: Muttermilch enthält alle lebenswichtigen Nährstoffe in der richtigen Zusammensetzung.
  • Stärkung des Immunsystems: Über die Muttermilch erhält dein Baby wichtige Abwehr- und Schutzstoffe, die seine eigenen Abwehrkräfte stärken. Diese Milch schützt zusätzlich vor Allergien
  • Unterstützung der Mutter-Kind-Bindung: Beim Stillen schütten Mutter und Kind das „Kuschelhormon“ Oxytocin aus, das die Bindungsfähigkeit fördert.
  • Gesundheitliche Vorteile für die Mutter: Stillen unterstützt die Rückbildung der Gebärmutter nach der Geburt. Zudem senkt es langfristig das Risiko, an bestimmten Krebsarten wie Brust- oder Eierstockkrebs zu erkranken.
  • Immer verfügbar und kostengünstig: Muttermilch ist jederzeit verfügbar, hat die perfekte Temperatur und spart Zeit sowie Geld.

Aber Stillen ist nicht immer leicht. Schmerzen beim Anlegen, Milchstau oder zu wenig Milch – all das kann Stillen zu einer Herausforderung machen. Auch psychische Belastungen, traumatische Geburtserfahrungen oder einfach das Gefühl, dass es nicht passt, können die Entscheidung für oder gegen das Stillen beeinflussen.

Fläschchen geben – Flexibilität und geteilte Care-Arbeit

Auch mit der Flasche wird dein Kind gesund groß werden!

Wenn du mit dem Fläschchen fütterst, entscheidest du dich genauso bewusst für dein Baby. Ob du von Anfang an nicht stillen möchtest oder ob es nach dem Versuch des Stillens einfach nicht geklappt hat – auch mit dem Fläschchen wächst dein Kind sicher, gesund und geborgen auf.

Das sind die Vorteile des Fläschchens:

  • Geteilte Care-Arbeit: Andere Bezugspersonen können dein Baby füttern. Das bedeutet für sie viel Nähe und du kannst auch einmal durchatmen.
  • Sicherheit: Du weißt genau, wie viel dein Baby trinkt.
  • Füttern unabhängig von der Mutter: Wenn du krank bist, stillunverträgliche Medikamente nimmst oder abwesend bist, ist die Ernährung deines Babys gesichert.
  • Flexiblere Tagesgestaltung: Du kannst deine Pausen, Schlafzeiten oder Arzttermine besser organisieren – ohne Stillzeiten exakt einhalten zu müssen.
  • Kein Druck bei Stillschwierigkeiten: Wenn das Stillen nicht klappt oder dich belastet, bietet die Flasche eine entspannte Alternative.

Natürlich gibt es auch Aspekte, die du bedenken solltest: Flaschennahrung kostet Geld, muss hygienisch zubereitet werden und kann unterwegs etwas mehr Organisation erfordern. Wichtig ist auch, eine für dein Baby passende Nahrung zu wählen. Hier können deine Hebamme oder Kinderärztin helfen.

Nach der Geburt: Stillen und Fläschchen im Krankenhaus

Direkt nach der Geburt wird das Baby an die Brust gelegt.

Im Krankenhaus wird man dir zuerst helfen, dein Baby zu stillen. In der Regel wird dir dein Baby direkt gereicht zum Anlegen. Selbst wenn du nicht vorhast lange zu stillen, ist die erste Muttermilch, das Kolostrum, sehr wertvoll für dein Kind. Wenn du dann aber schnell auf Flaschennahrung umstellen möchtest, solltest du das am besten schon vor der Geburt als Option kommunizieren.

Stillen ab Geburt

Wenn du stillen möchtest, beginne damit möglichst früh. Am besten direkt in der ersten Stunde nach der Geburt. Dieses Bonding unterstützt nicht nur die Milchbildung, es stärkt auch die Verbindung zwischen euch.

Du hast das Recht auf Unterstützung beim Stillen – frage aktiv nach Hilfe beim Anlegen. Gerade anfangs gibt es oft Herausforderungen. Denn Stillen ist ein Lernprozess für dich und dein Baby. Viele Kliniken bieten Unterstützung durch Laktationsberaterinnen oder geschultes Pflegepersonal. Bist du wieder zu Hause, kannst du ebenfalls Stillberaterinnen kontaktieren.

Fläschchen geben ab Geburt – so gehst du vor

Wenn du Fläschchen geben möchtest, teile deinen Wunsch selbstbewusst mit. Du darfst entscheiden, wie dein Baby ernährt wird. Meist erhältst du dann nach der Entbindung eine Tablette, die die Produktion des Stillhormons Prolaktin unterdrückt. So wird die Milchbildung in deinem Körper gestoppt. Viele Kliniken haben eine Anfangsmilchsorte, die sie verwenden. Wenn du dich für eine andere Marke entschieden hast, besprich das am besten rechtzeitig.


Zubehör und Kosten: Was du brauchst – und was es kostet

Wenn du abpumpen willst, benötigst du das passende Zubehör

Stillen – das benötigst du

Beim Thema Stillen oder Fläschchen geben spielen auch praktische Fragen wie Zubehör und Kosten eine Rolle. Beim Stillen ist die Grundausstattung meist überschaubar:

  • Stilleinlagen
  • ein paar bequeme Still-BHs
  • eventuell eine Milchpumpe (manuell oder elektrisch)
  • wenn du Muttermilch abpumpen möchtest, brauchst du zusätzlich Aufbewahrungsbehälter oder -beutel und eventuell Fläschchen.

Fläschchen geben – diese Ausstattung gehört dazu

Beim Fläschchen geben ist die Liste etwas länger. Du brauchst:

  • Säuglingsmilch
  • Babyflaschen
  • Sauger in verschiedenen Größen
  • für unterwegs Behälter für das Milchpulver
  • Thermoskanne für heißes Wasser
  • einen Flaschenwärmer (optional)
  • eventuell einen Sterilisator

Die Kosten für Pre-Nahrung können je nach Marke und Verbrauch monatlich deutlich zu Buche schlagen.

Auch Mischformen – also Stillen und gelegentlich Fläschchen geben – benötigen entsprechende Ausstattung. Wichtig ist: Du musst nicht alles auf einmal kaufen. Viele Dinge lassen sich nach Bedarf besorgen, gebraucht übernehmen oder sogar ausleihen, z. B. Milchpumpen über die Krankenkasse mit Rezept.

Stillen und Fläschchen geben im direkten Vergleich

KriteriumStillenFlasche füttern
Nährstoffe & ImmunabwehrIdeale Nährstoffzusammensetzung + AntikörperGute Versorgung durch industrielle Anpassung, aber keine Immunabwehrstoffe
Bindung Mutter-KindStärkt die emotionale Bindung durch Nähe und Oxytocin-AusschüttungAuch durch Fläschchenfütterung kann intensive Bindung entstehen
Kostenkostenlos (außer die Zeit der Mutter)Laufende Kosten für Milchpulver, Flaschen, Zubehör etc.
Flexibilität / ZeitmanagementStillen ist spontan möglich, aber zeitlich abhängig von der MutterAndere Personen können füttern – mehr Flexibilität, planbarer Alltag
Gesundheitliche VorteileGeringeres Risiko für Allergien, Infekte, Übergewicht, SIDS etc.Moderne Formula ist sicher und nahrhaft, aber ohne zusätzliche Schutzfunktionen
Belastung für die MutterKörperlich und emotional fordernd, besonders bei Problemen wie MilchstauOrganisation und Vorbereitung nötig, aber körperlich weniger belastend
Nächte & SchlafHäufigeres Stillen, aber schneller umsetzbar nachtsLängere Sättigung möglich, ggf. längere Schlafphasen für das Baby
Gesellschaftliche AspekteStillen in der Öffentlichkeit & Langzeitstilllen wird teilweise stigmatisiertGar nicht zu stillen wird oft stigmatisiert, aber keine Diskussionspunkte in der Öffentlichkeit
Regulierbarkeit der MahlzeitenTrinkmenge schwer messbarExakte Kontrolle der Trinkmenge möglich
Abstillen / ÜbergangKann emotional und körperlich herausfordernd seinEinfachere Gewöhnung an feste Nahrung möglich
Beruflicher WiedereinstiegErfordert Planung (z. B. Abpumpen, Milchaufbewahrung), evtl. Stillpausen organisierenVereinbar mit regelmäßigen Arbeitszeiten, Betreuungspersonen können füttern

Stillen oder Fläschchen geben: Hauptsache das Baby wird satt!

Ganz gleich, ob du stillen oder Fläschchen geben möchtest – wichtig ist, dass du dich gut informiert fühlst und eine Entscheidung triffst, die zu dir, deinem Körper und deiner Lebenssituation passt. Es gibt kein „richtig“ oder „falsch“ – es gibt nur das, was für euch als Familie funktioniert.

Auch eine Kombination aus beidem – sogenanntes „Zwiemilchernähren“ – ist möglich: Du stillst und gibst zusätzlich das Fläschchen, z. B. mit abgepumpter Milch oder Säuglingsnahrung. Diese Flexibilität kann dir helfen, deinen ganz eigenen Weg zu finden.

Ob du stillen oder Fläschchen geben willst: Lass dich nicht verunsichern, weder von äußeren Erwartungen noch von innerem Druck. Du darfst zweifeln, ausprobieren und deinen eigenen Weg finden. Denn am Ende zählt nicht die Methode, sondern die Liebe, mit der du für dein Baby sorgst.

Bildquelle: Getty

Unsere Magazine

LUNA NR. 93

BACK TO SCHOOL

Coole Trend-Looks für den Schulstart: Lässiger Streetstyle, French Chic mit Twist, New Denim & Country... Plus: Accessoires mit Wow-Effekt

Zum Jahresabo
Blick ins Heft

LUNA MUM NR. 52

LET'S GET COSY

Maternity Trends für den Herbst: Kleider, Jacken, Blazer, Leder & Kuscheliges für Babys...

Zum Jahresabo
Blick ins Heft