Wie erkenne ich eine Wochenbettdepression?

Wie erkenne ich eine Wochenbettdepression?

Author Photo

Kirsten Hemmerde

Eben noch war alles himmelhochjauchzend rosa und jetzt bist du plötzlich tieftraurig? Der sogenannte Baby Blues kommt in den ersten Tagen nach der Geburt häufig vor. Doch wann handelt es sich um eine Wochenbettdepression?

Endlich! Nach neun langen Monaten hältst du dein Baby im Arm. Und solltest doch eigentlich glücklich sein wie nie. Oder? Warum schießen dir dann auf einmal die Tränen in die Augen? Wenn du dich plötzlich überwältigt und traurig fühlst, bist du nicht allein.

Diese Stimmungsschwankung – auch bekannt als Baby Blues – ist erstmal völlig normal und betrifft viele Frauen in den ersten Tagen nach der Geburt. Es handelt sich um eine vorübergehende Phase, ausgelöst durch hormonelle Veränderungen, Schlafmangel und Erschöpfung. Doch was, wenn diese Traurigkeit nicht verschwindet? Dann könnte es sich um eine Wochenbettdepression handeln, die mehr Unterstützung benötigt.

Welche Stimmungsschwankungen sind normal?

Sicherlich hast du schon einmal vom Baby Blues gehört. Mehr als die Hälfte aller frischgebackenen Mums erlebt diese besondere Form der Stimmungsschwankungen. Meist treten die Symptome innerhalb der ersten drei bis fünf Tage nach der Geburt auf:

  • Tränen fließen oft plötzlich und ohne Grund. Du weißt selbst nicht, was eigentlich mit dir los ist. Denn so kennst du dich nicht.
  • Reizbarkeit: Kleine Dinge bringen dich schnell auf die Palme. Du kannst dich vielleicht auch nicht mehr so gut konzentrieren.
  • Überforderung: Windeln wechseln? Ist das Baby hungrig oder müde? Selbst kleine Herausforderungen erscheinen dir manchmal unüberwindbar. Du machst dir Sorgen um dein Kind.
  • Stimmungswechsel: Deine Gefühle fahren Achterbahn. Warst du eben noch rundherum glücklich, überkommen dich auf einmal aus heiterem Himmel Zweifel und Traurigkeit.

Zudem fühlst du dich erschöpft und müde – zwischendurch aber auch wieder gepusht und voller Energie. Gut zu wissen: Dieser emotionale Ausnahmezustand dauert meist nur wenige Tage. Nach spätestens zwei Wochen ist der Baby Blues verschwunden. Im Gegensatz zur Wochenbettdepression muss diese Stimmungsschwankung nicht behandelt werden.

Das sind die Gründe für den Baby Blues

Hormonelle Veränderungen sind der Hauptgrund für den Baby Blues. Denn während Schwangerschaft und Geburt produziert dein Körper hohe Mengen der Hormone Progesteron und Östrogen. Nach der Geburt sinken die Östrogen- und Progesteronspiegel jedoch drastisch ab. Da vor allem Östrogen im Gehirn auf die Stimmung wirkt, macht sich der Abfall dieses Hormons in Stimmungsschwankungen bemerkbar.

Aber auch weitere Faktoren wie Schlafmangel, körperliche Erschöpfung und emotionaler Stress können den Baby Blues begünstigen. Schließlich ist es eine große Umstellung, plötzlich ein Baby im Arm zu halten und 24/7 dafür zu sorgen.

Entlastung kann beim Baby Blues helfen

Es tut in dieser Phase gut, wenn du Unterstützung an deiner Seite hast. Ob Partner, Eltern oder Freunde – wunderbar sind jetzt liebe Hände, die dein Baby halten und aufmerksame Ohren, die dir zuhören. Sich die Gefühle von der Seele reden, das hilft. Und auch Hilfe bei der Babypflege, im Haushalt oder im Wochenbett ist Gold wert. Plane am besten schon während der Schwangerschaft, wer dir in dieser Zeit zur Seite stehen kann.

Ganz wichtig: Wenn die Symptome länger als zwei Wochen anhalten oder dich sehr belasten, zögere nicht, mit deiner Hebamme oder deinem Arzt darüber zu sprechen. Denn dann kann es sein, dass professionelle Unterstützung notwendig ist. Die Experten sind geschult darin, die oft fließende Grenze zwischen Baby Blues und Wochenbettdepression zu erkennen.


Wochenbettdepression: Wenn es mehr als eine Stimmungsschwankung ist

Eine Wochenbettdepression ist ernst. Diese sogenannte postpartale Depression betrifft etwa 10 bis 15 aller Babymütter. Ihre Symptome unterscheiden sich deutlich von einer Stimmungsschwankung:

  • Zeitpunkt: Im Gegensatz zum Baby Blues tritt eine Wochenbettdepression nicht immer direkt nach der Geburt auf. Sie kann auch einige Wochen oder Monate nach der Entbindung beginnen.
  • Anhaltende Traurigkeit: Betroffene fühlen sich permanent traurig. Sie empfinden kaum Freude über ihre neue Situation oder ihr Baby.
  • Desinteresse: Baby, Familie oder auch die eigenen Bedürfnisse sind den Erkrankten zunehmend egal und gleichgültig.
  • Schwierigkeiten in der Bindung: Betroffene Mütter haben Schwierigkeiten, eine Verbindung zu ihrem Baby aufzubauen.
  • Schuldgefühle: Ich bin keine gute Mutter. Ich kann das nicht. Gedanken wie diese machen sich im Kopf breit. Auch Angstattaken oder Panikmomente können vorkommen.

Weitere Symptome sind Antriebslosigkeit oder auch körperliche Beschwerden wie Müdigkeit, Taubheitsgefühle oder Herzbeschwerden. Wenn solche Punkte auf eine junge Mutter zutreffen, ist es wichtig, Hilfe zu holen. Denn eine Wochenbettdepression ist eine Erkankung, die nicht von alleine verschwindet.

Was sind die Ursachen für eine Wochenbettdepression?

Im Gegensatz zum Baby Blues sind bei einer Wochenbettdepression meist nicht die Hormone der Auslöser. Frauen, die bereits vor der Schwangerschaft psychisch erkrankt waren, haben ein erhöhtes Risiko für eine Wochenbettdepression. Auch psychische Erkrankungen innerhalb der Familie, permanente Erschöpfung und Veränderungen im Stoffwechsel begünstigen diese Form der Depression.

Schnelle Hilfe ist wichtig bei einer Wochenbettdepression

Besonders sensibel? Stell dich nicht so an? Reiß dich zusammen! Aussagen wie diese sind Gift bei einer Wochenbettdepression. Denn das ist eine Erkrankung, die häufig vorkommt und professionell behandelt werden muss. Damit es Mutter und Baby gut geht, sollte sie schnell erkannt werden. Diese Schritte können dabei helfen:

  • Sprich darüber: Wenn du als junge Mutter mögliche Symptome bei dir bemerkst oder dich nicht gut fühlst, dann rede mit deiner Hebamme oder deinem Arzt darüber. Sie können die Situation einschätzen und dir helfen.
  • Unterstützung: Bitte dein Umfeld um Hilfe. Ob Kochen, Haushalt oder mit dem Baby spazieren gehen – all das wird dich entlasten und dir gut tun. Unter Umständen kann auch eine Haushaltshilfe verordnet werden.
  • Therapie: Je nach Schwere der Wochenbettdepression kann der Arzt auch eine Psychotherapie oder Medikamente empfehlen.
  • Selbsthilfegruppen: Hilfreich kann es auch sein, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Hier findest du eine Liste mit Selbsthilfegruppen und BeraterInnen der Initiative peripartale psychische Erkrankungen.

Du beobachtest Anzeichen einer Wochenbettdepression bei einer guten Freundin? Höre auf dein Bauchgefühl und sprich sie vorsichtig und wertschätzend darauf an. Es ist völlig okay, um Unterstützung zu bitten. Denn gerade zu Beginn kann die Zeit mit Baby eine echte Herausforderung sein.

Bildquelle: Getty

Unsere Magazine

LUNA NR. 93

BACK TO SCHOOL

Coole Trend-Looks für den Schulstart: Lässiger Streetstyle, French Chic mit Twist, New Denim & Country... Plus: Accessoires mit Wow-Effekt

Zum Jahresabo
Blick ins Heft

LUNA MUM NR. 52

LET'S GET COSY

Maternity Trends für den Herbst: Kleider, Jacken, Blazer, Leder & Kuscheliges für Babys...

Zum Jahresabo
Blick ins Heft