Gründerin: Aurélia Wolff hat das EcoLabel WHOLE gegründet
Working Mum Aurélia Wolff hat vor einigen Jahren „WHOLE“ gegründet. Wir haben sie in ihrem Atelier in Paris besucht und mit der Mutter zweier Kinder über Design, Leidenschaft und über Handy-freie Auszeiten mit der Familie gesprochen.
Die zweifache Mutter Aurélia Wolff – Töchterchen Alma ist noch keine fünf Jahre, Baby Cléo knappe vier Monate alt – hat soeben zur Freude ihrer ständig wachsenden Fangemeinde ihr neues Boutique-Atelier im kosmopolitischen 11. Pariser Arrondissement eröffnet. Hier steht sie und rührt im Kochtopf, der Babybauch ist – wie sympathisch – noch nicht ganz weg. Im vorderen Ladenteil steht der Webstuhl, auf dem sie ihre Teppiche anfertigt, im hinteren Bereich, der mit großen Atelierfenstern abgetrennt ist, wird gefärbt. Mit Pflanzenfarben, eine Prozedur, die Aurélia seit der Gründung ihres Labels „WHOLE“ vor vier Jahren von der Pike auf gelernt hat. Die Atelierküche mit Gasherd und unromantischem Blick auf Fahrräder und Ziegelmauern eines typischen Pariser Hinterhofs ist weiß gekachelt. Sicher ist sicher. Inspiration für ihr Label erhielt sie während ihrer Schwangerschaften: „Schwanger entwickle ich wohl ungeahnte Energien. Meine Tochter Alma war gerade ein Baby, als sich die Idee mit WHOLE konkretisierte. Das eigene Laden-Atelier kam nun mit Baby Nummer zwei.“
In der Boutique im 11. Pariser Arrondissement gibt es die Designs von WHOLE zu kaufen
Dem Zufall überlässt Aurélia trotzdem nichts, Energieschub und Schwangerschaftshormone hin oder her. Sie besucht Kurse und Seminare bei Spezialisten, lässt sich einführen in die wundervolle Welt der Pflanzen und Farben. „Ich komme eigentlich aus der Modebranche, habe zuvor für diverse Stylisten gearbeitet. Die Welt der Kräuter und Pflanzen, aber auch die Alternativmedizin und Homöopathie haben mich immer schon begeistert und fasziniert. Zur eigenen Homewear-Kollektion mit Pflanzenfarben war es wohl nur mehr ein klitzekleiner Schritt.“ Vier Jahre lang wird in der Küche zu Hause experimentiert, im Homeoffice unter dem Dach werden nach und nach Teppiche, Kissen, Handtücher entworfen und kreiert. Mit Karotten, Avocados, Rhabarber, aber auch Nüssen und Kräutern gelingen ihr heute die raffiniertesten Farbnuancen. Bestellungen von anderen Marken trudeln ein: Aurélia färbt mittlerweile auch sur commande. In der Küche wird getüftelt und getestet, manchmal tage- und wochenlang jede Nuance ausprobiert, bis alles passt. Minutiöse Buchführung ist hier ein Muss: Jede Dosis wird von ihr nach Kochrezeptmanier in ein Büchlein eingetragen. Das Büchlein ist streng geheim, Aurélia ist cool, aber kontrolliert. Und weiß vor allem, was sie will, und das bereits von klein auf: „Gestrickt und genäht habe ich schon als Kind mit Begeisterung, komplette Outfits für meine Puppen hergestellt: Puppenkleider natürlich, aber auch Accessoires. Stricken brachte mir meine Oma bei und das tue ich heute noch sehr gern. Es geht ja auch so herrlich nebenbei.“
Hier werden neue Rezepte und Farbnuancen kreiert.
Kissen und Tücher aus der neuen Kollektion
Das neue Atelier gekauft und tagelang Pläne und Möbel gezeichnet, Inspirationen für die Einrichtung gesucht, Lampen bestellt, die Umbauarbeiten überwacht – das alles machte sie während der zweiten Schwangerschaft, „mit Cléo im Bauch“, wie sie kichernd verrät. „Ich bin schließlich freiberuflich, mein Job ist meine Leidenschaft. Und obwohl mein Mann wirklich zu 100 Prozent hinter mir steht und mich unterstützt, weiß ich genau: Wenn ich zu arbeiten aufhöre, steht die Sache still. Dann geht gar nichts mehr.“ Heute leistet sie sich zwei Angestellte, die sich um den Laden sowie die Organisation rund um die Fracht für den Onlineshop kümmern. Und arbeitet am Wochenende prinzipiell nie. „Samstag und Sonntag gehören der Familie, komme, was wolle. Das Handy bleibt abgeschaltet, da wird gespielt, gekocht, die Natur bewusst erlebt.“ Auch das ist Disziplin. Ihre handgewebten Teppiche, Kissenbezüge, Geschirrtücher und Handtücher werden heute vom Atelier im Pariser Hinterhof in alle Welt verschickt. Nach Stuttgart und Frankfurt, aber auch nach New York und Tokio.
Decken, Kissen, Teppiche und Accessoires – die Kollektion von WHOLE lässt kaum noch Wünsche offen!
Aurélia Wolff, die Gründerin von WHOLE
Stillstand kennt Aurélia nicht, ein Projekt jagt das andere. Ihre neueste Entdeckung? Die Wunderlist-App: „So kann ich mit meinem Mann alle Dos in Echtzeit teilen und dann haken wir ab. Eins nach dem anderen.“ Auf der Suche nach einem Wochenenddomizil zum Abschalten hat sich die Familie soeben ein Hausboot gekauft, das zur Zeit an der Seine vor Anker liegt und von Aurélia den letzten Schliff verpasst bekommt. Mit neuen Vorhängen fürs Bullauge. Aus Pflanzenfarben, versteht sich.
whole.fr
Text: Doris Barbier
Bilder: JC Amiel