Zwiemilch: So kombinierst du Stillen und Flaschennahrung

Zwiemilch: So kombinierst du Stillen und Flaschennahrung

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Kirsten Hemmerde

Manche Mütter füttern ihr Baby mit der Flasche, andere stillen ausschließlich. Und viele Mamas gehen ihren ganz individuellen Weg dazwischen. Mit Zwiemilch, bei der sie Muttermilch und auch Säuglingsnahrung geben. Das ist für viele Familien eine alltagstaugliche, liebevolle und bedürfnisorientierte Lösung voller Nähe und Flexibilität.

Was ist Zwiemilch eigentlich?

Zwiemilch meint zweierlei Milch: Dein Baby bekommt sowohl Muttermilch als auch industriell hergestellte Säuglingsmilch – die sogenannte Pre-Nahrung. Das kann bedeuten, dass du tagsüber stillst und abends ein Fläschchen gibst. Oder dass du abpumpst und dein Partner das Fläschchen übernimmt. Vielleicht kombinierst du auch beides flexibel, je nach Tagesform und Bedarf. Zwiemilch ist also keine eigene Milchart, sondern beschreibt die Mischung aus zwei Quellen: deiner Brust und der Flasche.

Warum Mütter sich für Zwiemilch entscheiden

Oft wächst man ganz unbewusst in diese Kombination hinein. Manchmal gibt es medizinische Gründe, manchmal geht es um Entlastung oder einfach um den Wunsch nach etwas mehr Freiheit im Familienalltag. Die Motive sind ganz unterschiedlich, wie diese Beispiele zeigen:

  • Ben, 6 Tage alt, ist anfangs trinkschwach und nimmt kaum zu. Die Hebamme empfiehlt, nach dem Stillen kleine Mengen Pre-Nahrung zuzufüttern. So bleibt Ben bei Kräften, während das Stillen weiter geübt wird.
  • Clara, Mama von Emma, ist erschöpft nach einer schwierigen Geburt. Ihr Mann übernimmt die Nachtfütterung mit der Flasche, damit Clara schlafen kann. Tagsüber stillt sie entspannt auf dem Sofa.
  • Pia, bald wieder im Job, stillt ihre Tochter Linnea seit Geburt. Vor dem Wiedereinstieg ins Büro führt sie langsam Fläschchen mit abgepumpter Muttermilch und Pre-Nahrung ein. So kann die Eingewöhnung bei der Tagesmutter stressfrei verlaufen.
  • Jana, Mama von Zwillingen, ist mit zwei Babys an der Brust oft am Limit. Sie stillt abwechselnd und füttert parallel Pre-Nahrung zu. Das nimmt Druck raus – und gibt ihr Zeit, jedes Baby individuell zu versorgen.
Zwiemilch Stillen
Es gibt viele Gründe, sich für Zwiemilch zu entscheiden.

Stillen und Fläschchen – geht das überhaupt?

Ja, das geht. Und zwar oft besser als gedacht. Viele Babys lernen schnell, zwischen Brust und Flasche zu wechseln. Manche brauchen dafür etwas Geduld. Es gibt keinen „richtigen“ Zeitpunkt, mit Zwiemilch zu beginnen. Du kannst sofort nach der Geburt damit starten oder erst nach Wochen oder Monaten. Alles ist möglich und hängt von eurer ganz persönlichen Situation ab. Wichtig ist: Du beobachtest dein Baby. Du achtest auf seine Signale. Und du entscheidest selbstbewusst, was euch beiden guttut.

Das sind die Vorteile von Zwiemilch

  • Unterstützung bei Stillproblemen: Zwiemilch kann helfen, wenn es Schwierigkeiten beim Stillen gibt wie z. B. wunde Brustwarzen, geringe Milchmenge oder Trinkschwäche beim Baby.
  • Trinkmenge: Du weißt sicher, wie viel dein Baby aus der Flasche trinkt.
  • Sanfter Übergang: Eine Kombination aus Brust und Flasche erleichtert vielen Babys den Übergang zur Flaschennahrung oder zu Beikostphasen.
  • Flexibilität im Alltag: Du kannst Stillen und Fläschchen an eure Tagesstruktur anpassen – zum Beispiel unterwegs, nachts oder beim Wiedereinstieg in den Job.
  • Bonding auch für andere Beszugspersonen: Dein Partner oder auch die Großeltern können füttern und dich entlasten – körperlich und emotional.
  • Stillbeziehung erhalten: Du kannst weiterhin stillen. So viel und so lange es für euch passt.
Zwiemilch Stillen
Ein enges Verhältnis zwischen Vater und Baby wird durchs Bonding beim Füttern noch gestärkt.

Diese Herausforderungen können auftreten

Natürlich bringt die Kombination aus Stillen und Fläschchen auch ein paar Herausforderungen mit sich. Wenn seltener gestillt wird, produziert dein Körper weniger Milch. Manche Babys brauchen Zeit, um zwischen Brust und Sauger zu wechseln. Es kann eine Saugverwirrung auftreten, weil das Trinken aus manchen Flaschen viel einfacher ist als aus der Brust.

Auch der Aufwand im Alltag steigt: Fläschchen müssen zubereitet und anschließend hygienisch gereinigt werden. Zudem sind die Kosten höher, weil Fläschchen und Pre-Nahrung gekauft werden müssen.

Tipps für den gelungenen Einstieg

Der Wechsel zwischen Brust und Flasche darf wachsen – so wie ihr es braucht. Mit ein paar einfachen Tipps gelingt dir der Einstieg in die Zwiemilch-Ernährung entspannt und ohne Druck.

  1. Langsam einführen: Starte mit einer Flasche pro Tag. So kann sich dein Baby nach und nach an den neuen Sauger gewöhnen. Und deine Brust hat Zeit, sich an die veränderte Nachfrage anzupassen.
  2. Stillbeziehung schützen: Wenn du weiterhin stillen möchtest, ist es hilfreich, möglichst oft anzulegen. So bleibt die Milchproduktion erhalten. Unterstützend kannst du auch Muttermilch abpumpen.
  3. Auf die richtige Saugerform achten: Babys, die gestillt werden, kommen meist besser mit einem brustähnlichen Sauger klar. Er sollte weich, langsam durchlässig und möglichst stillfreundlich sein. So wird das Saugen nicht völlig anders als an der Brust.
  4. Stillfreundlich zufüttern: Lass dein Baby möglichst aktiv an der Flasche trinken – also saugen, nicht einfach schlucken. Die sogenannte paced bottle feeding-Methode hilft dabei. Dabei hältst du die Flasche waagerecht und machst kleine Trinkpausen. So bleibt das Fläschchen-Trinken ähnlich anstrengend wie Stillen.
  5. Pre-Nahrung füttern: Sie ist der Muttermilch am ähnlichsten und darf unbegrenzt gegeben werden – wie Muttermilch auch. Du brauchst keine 1er-Nahrung oder spezielle Folgemilch. Auch Kombiprodukte mit „mehr Sättigung“ sind meist überflüssig.
  6. Vermeide Druck und Vergleiche: Es gibt Babys, die problemlos wechseln. Andere brauchen Zeit. Behalte den Mut und vertraue darauf: Du machst das gut. Und dein Baby auch.
Zwiemilch Stillen
Das flexible Füttern sorgt in vielerlei Hinsicht für eine Entlastung der Mutter.

Wie beeinflusst Zwiemilch deine Milchbildung?

Wenn du häufig stillst oder zusätzlich abpumpst, bleibt deine Milchmenge meist stabil. Stillst du seltener, passt sich dein Körper an: Die Milchproduktion verringert sich allmählich. Das ist ein natürlicher Prozess.

Möchtest du langfristig beide Varianten beibehalten, hilft es, auf eine gewisse Regelmäßigkeit zu achten. Zum Beispiel könnte ein grober Rhythmus so aussehen:

  • Morgens: Stillen im Bett
  • Vormittags: Flasche mit abgepumpter Muttermilch oder Pre
  • Mittags: Stillen
  • Nachmittags: Flasche unterwegs
  • Abends: Stillen als Einschlafritual
  • Nachts: Je nach Bedarf stillen oder Fläschchen

Aber auch hier gilt: Du darfst flexibel bleiben. Ganz so, wie es für euch am besten passt. Falls du weniger stillst, achte auf einen guten Milchstau-Schutz. Die Brust sollte nicht übervoll werden. Abpumpen oder leichtes Ausstreichen kann dann helfen.

Hier bekommst du Unterstützung

Viele Familien planen Zwiemilch gar nicht bewusst – sie wachsen einfach hinein. Oft ergibt sich die Kombination aus Brust und Flasche ganz natürlich aus dem Wunsch heraus, das Beste für das eigene Baby zu tun.

Wenn du Fragen hast oder unsicher bist, ist deine Hebamme eine wertvolle Ansprechpartnerin – gerade in den ersten Wochen. Stillberaterinnen können dich ebenfalls auf eurem Weg unterstützen. Denn klar ist: Es gibt nicht den einen richtigen Weg. Aber es gibt den, der zu euch passt.

Bildquelle: Getty

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