Jens Spahn: Brauchen wir diese Abtreibungsstudie wirklich?

MUM, Medien

Stefanie Staiger

Seit Tagen sorgt Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für Diskussionsstoff in den Medien und sozialen Netzwerken. Der Grund: Der Politiker will für fünf Millionen Euro eine Studie in Auftrag geben, die die psychischen (Spät-)Folgen von Schwangerschaftsabbrüchen untersuchen soll. Sinnvoll oder unnötig?

Die Diskussionen rund um die von Gesundheitsminister Jens Spahn vorgesehene Studie zu den Langzeitfolgen von Schwangerschaftsabbrüchen reißt nicht ab. Kritiker sehen in der teuren Studie vor allem ein Zugeständnis an Abtreibungsgegner – nicht aber an betroffene Frauen. Zudem gibt es bereits diverse Studien zu diesem Thema. Diese belegen, dass es keine erhöhten psychischen Probleme nach einem Schwangerschaftsabbruch gibt. Wir haben die wichtigsten Stimmen und Fakten für euch zusammengestellt.

Was will die von Jens Spahn geplante Studie?

Sie soll untersuchen, mit welchen psychische und seelischen Folgen Frauen zu tun haben, nachdem sie eine (ungewollte) Schwangerschaft abgebrochen haben.

Wer sind die Kritiker?

Sind neben Politikern der SPD, der Grünen und der FDP auch zahlreiche Frauenrechtlerinnen, Feministinnen, Bloggerinnen und Journalisten. Die Autorin Diana Krebs weist auf Twitter darauf hin, dass es bereist Studien zum Thema gibt. Diese widerlegen seelische Spätfolgen von Abtreibungen:


Tatsächlich beschreiben viele Frauen nicht den Abbruch als belastend, sondern den Weg dorthin. Als quälend wird vor allem die Phase der Entscheidungsfindung empfunden. Unsicherheit, Angst, unzureichende Aufklärung und Beratung und die Suche nach einem geeigneten Arzt belasten die Frauen. Wird ein Schwangerschaftsabbruch sachgemäß durchgeführt und die Frauen erleben Akzeptanz und Verständnis für ihre Entscheidung – die sich im übrigen KEINE Frau leicht macht – dann gibt es kein erhöhtes Risiko für seelische Spätfolgen. Seriöse, bereits vorhandene wissenschaftliche Studien belegen, dass es kein sogenanntes „Post Abortion Syndrom“ gibt.

Unterstützung und Akzeptanz gefordert

Kritiker sehen in der Studie vor allem die Gefahr, Frauen ein schlechtes Gewissen zu machen. Auch das Recht auf Selbstbestimmung komme zu kurz. Völlig aus den Augen gelassen wird, dass auch Männer aktiv am Entstehen einer Schwangerschaft beteiligt sind. Wie wäre es denn, Geld in Aufklärung über sichere Verhütungsmethoden zu investieren? Dann kommen ungewollte Schwangerschaften gar nicht erst zustande. Frauen, die ungewollt schwanger sind, befinden sich immer in einer äußerst belastenden Situation. Egal, wie sie sich entscheiden: Die Verantwortung liegt bei ihnen. Verständnis, Toleranz, umfassende Beratung und praktische Hilfestellung sollten im Vordergrund stehen. Keine pauschale Verurteilung. Leider werden Diskussionen dazu sehr schnell emotional. Das zeigen die Reaktionen auf Twitter, Instagram oder Facebook. Statt sachlicher Argumentation kommt es zu persönlichen Beleidigungen.


Petition gegen Studie von Jens Spahn

Die Bloggerin Nike van Dinther hat auf der Plattform change.org eine Petition gegen die Studie von Jens Spahn eingereicht. Auf Twitter unter #WasFürnSpahn:

Die Petition findet großen Zuspruch und hat bereits fast 44.000 Unterzeichner. Nike van Dinther hat vor zwei Jahren selbst einen Schwangerschaftsabbruch erlebt und offen darüber berichtet. Sie hält die Studie für frauenfeindlich und plädiert für Hilfe statt Hass: „Investieren Sie das Geld dort, wo es wirklich gebraucht wird: Für die Ausbildung von FrauenärztInnen, für Hebammen, Pflegekräfte und Geburtshilfe, für Opfer von sexueller Gewalt und Missbrauch, für den niederschwelligen Zugang zu Informationen, Beratungsstellen und (ärztlicher) Hilfe für Frauen in Konfliktsituationen (…).“

Tatsächlich gäbe es zahlreiche Möglichkeiten, fünf Millionen Euro auf andere Art in die Unterstützung von Frauen zu investieren. Vor allem alleinerziehende Mütter haben in Deutschland einen schweren Stand. Viele kommen nur knapp über die Runden. Auch die Situation der Hebammen hat sich in den letzen Jahren konsequent verschlechtert. Zudem gibt es immer mehr Kinder, die in Armut leben, schlecht ernährt sind und gesundheitliche und seelische Probleme haben. Schade, dass das Geld nun in eine Studie fließt, die am Ende wohl wenig neue Erkenntnisse bringen wird.

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