Vom Wunschkaiserschnitt bis Notkaiserschnitt: Mütter berichten von ihren Erlebnissen

Vom Wunschkaiserschnitt bis Notkaiserschnitt: Mütter berichten von ihren Erlebnissen

Ein Großteil der Frauen wünscht sich eine natürliche Geburt, doch fast jede dritte Frau bringt ihr Kind mittlerweile per Kaiserschnitt zur Welt. Wir haben an anderer Stelle bereits ausführlich darüber berichtet, warum die Rate an Kaiserschnitten so hoch ist. Hier möchten wir euch über das Vorgehen informieren und lassen drei Mütter zu Wort kommen, die ihre Babys per geplantem Kaiserschnitt, per Notkaiserschnitt und per Wunschkaiserschnitt zur Welt brachten.

Das passiert beim Kaiserschnitt

Einen geplanten Kaiserschnitt terminieren Ärzte meist ab der 39. Schwangerschaftswoche. Dann ist das Kind reif für die Geburt. Betäubt wird heute nur noch in Ausnahmen mit einer Vollnarkose. In 80 Prozent der Fälle bekommt die Frau eine Periduralanästhesie (PDA) oder Spinalanästhesie. Beides bewirkt eine zeitweilige Funktionshemmung der unteren Hälfte des Körpers, der dann betäubt ist und keine Schmerzen mehr spürt. Die Frau kann die Geburt miterleben, allerdings in der Regel nicht sehen, da ein Sichtschutz installiert wird. Es gibt allerdings auch Ärzte, die den Sichtschutz wegnehmen, dies wird dann „Kaisergeburt“ genannt. Auch gab es in Deutschland schon den Fall, dass die Frau ihr Kind selbst aus dem Bauch herausziehen durfte, was aber aus hygienischer Sicht umstritten ist.

Der Arzt beginnt mit einem Querschnitt an der Schamgrenze, etwa 14 Zentimeter lang. Je nach Technik, die der Arzt verwendet, wird gerissen oder geschnitten. An der Gebärmutter wird dann ein kleiner Schnitt gemacht, der zu den Seiten hin ausgedehnt wird. Sodann wird das Fruchtwasser abgesaugt und das Kind herausgeholt. Als Erstes kommt es zur Hebamme oder zum Kinderarzt, die schauen, ob es ihm gut geht, und den sogenannten Apgar-Wert bestimmen (nach einem Punkteschema, mit dem sich der klinische Zustand von Neugeborenen standardisiert beurteilen lässt). Ist alles in Ordnung, wird das Neugeborene der Mutter auf den Bauch gelegt. Währenddessen holt der Arzt die Plazenta heraus, dann wird die Frau schichtweise wieder zugenäht. Die Männer können heute meist beim Kaiserschnitt dabei sein und sitzen am Kopfende der Frau. Wenn die Räumlichkeiten der Klinik es zulassen, kann die Familie noch im Kreißsaal gemeinsam die erste Zeit verbringen.
Nach dem Eingriff darf die junge Mutter erst einmal nicht schwer heben, auch nicht ihr Kind. Die meisten Frauen sind dann aber nach etwa drei Wochen wieder fit.

3 Mütter berichten hier von ihren Erfahrungen beim Kaiserschnitt.

Geplanter Kaiserschnitt mit medizinischer Indikation

„Bei mir lag die Plazenta teilweise vor dem Gebärmutterhals. Es bestand die Möglichkeit, dass sie noch zur Seite rutscht, aber im sechsten Monat war dann relativ klar, dass es ein Kaiserschnitt wird. Und ich habe mich dann auch mental auf einen Kaiserschnitt eingestellt. Ich hatte mich noch zu einem normalen Geburtsvorbereitungskurs angemeldet, aber meine Hebamme hat mir davon abgeraten, weil es nur um die natürliche Geburt gehe und nur zu drei Prozent über einen Kaiserschnitt geredet werde. Meine Hebamme hat mich dann aufgeklärt über den Ablauf, über Schmerzmittel und die PDA. Und sie hat mir Fotos von Kaiserschnitten gezeigt, damit ich mir eine Vorstellung machen konnte, was auf mich zukommt. Die Klinik habe ich mir dann auch nach den Kaiserschnittmöglichkeiten ausgesucht, denn nicht jede Klinik bietet ein schönes Geburtserlebnis im OP.
Bevor es losging, habe ich einen Gummigurt um Brust und Bauch bekommen, in den das Kind sofort nach dem Apgar-Test hineingelegt wurde. Es war für mich keine schlimme Erfahrung, nur war ich leider nicht so schnell wieder fit. Ich habe meine Zeit gebraucht, bis ich alleine mit meiner Tochter das Haus verlassen konnte. Die Narbe spüre ich immer noch, es war halt eine große Bauch-OP, auch wenn im Vorfeld immer von einem Routineeingriff gesprochen wird. Mein zweites Kind werde ich wieder per Kaiserschnitt zu Welt bringen. Ich weiß jetzt, was mich erwartet, und eine Narbe habe ich schon. Irritierend fand ich die Reaktionen anderer Mütter. Viele haben die Notwendigkeit für den Kaiserschnitt infrage gestellt und ich wurde enorm dafür bemitleidet, dass ich keine natürliche Geburt gehabt hatte. Dabei war für mich die Geburt so, wie sie nun einmal war, absolut in Ordnung und trotz OP ein schönes Erlebnis.“ Annabelle, 34 Jahre

Notkaiserschnitt

„An einen Kaiserschnitt hatte ich im Vorfeld nicht gedacht. Ich bin von einer natürlichen Geburt ausgegangen. Doch nachdem ich 30 Stunden in den Wehen lag und obwohl alle dachten, das Kind sei gleich da, geschah nichts. Ich habe mich dann intuitiv für einen Kaiserschnitt entschieden, was gut war, denn die Kleine hätte aufgrund meines Knochenbaus nicht durch den Geburtskanal gepasst. Im OP wurde es dann auch noch kritisch, denn meine Tochter hing sprichwörtlich fest. Es musste ein T-Schnitt gemacht werden. Deshalb wurde es im OP plötzlich hektisch und Kinderärzte wurden hinzugerufen. Als mein Mann, der bei mir am Kopfende saß, und ich merkten, dass etwas nicht stimmte, haben wir schon Angst bekommen. In der Situation, fixiert am OP-Tisch, kommt man sich sehr ausgeliefert vor.
Unsere Tocher war dann da, wurde aber sofort ins Nebenzimmer mitgenommen, das waren schreckliche Momente. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit haben wir sie schreien gehört. Mein Mann hat sich dann um unsere Tochter gekümmert und ich war im Aufwachraum. Dort war ich mit meinen Gedanken sehr bei mir, fragte mich, wann ich endlich meine Beine wieder spüren würde. Danach bin ich erstaunlich schnell wieder fit geworden, auch unserer Tochter geht es gut. Durch den T-Schnitt wird es bei einem zweiten Kind wieder ein Kaiserschnitt werden, weil die Narbe bei einer natürlichen Geburt reißen kann. Könnte ich mich frei entscheiden, hätte ich aber lieber eine spontane Geburt, denn trotz meiner Erfahrungen glaube ich an die natürliche Geburt, die Natur hat sich dabei schon etwas gedacht.“ Inga Münster, 34 Jahre


Wunschkaiserschnitt

„Ich habe mich für einen Wunschkaiserschnitt entschieden. Als Ärztin war ich im Studium bei einigen Spontangeburten dabei und für mich war damals schon klar, das ist nicht meins. Aber natürlich war ich mir über die Risiken einer solchen OP bewusst, habe mich viel informiert und wurde natürlich auch von Hebammen und Ärzten und später im Krankenhaus noch einmal ausführlich aufgeklärt. Darüber wird immer viel gesprochen. Über die Risiken einer Spontangeburt, Inkontinenz etwa, wird dagegen im Vorfeld wenig berichtet. Auch sachliche Informationen über den Kaiserschnitt und darüber, wie er von Frauen wahrgenommen wird, gibt es leider nur wenige. Da hilft nur, den eigenen Frauenarzt zu fragen.
Der Kaiserschnitt selbst war kein schlimmes Erlebnis. Es ging alles sehr schnell und dann hatte ich meinen Sohn gleich im Arm – ihm ging es sehr gut und ich hatte trotz OP heftige Muttergefühle. Nicht bedacht hatte ich allerdings, dass ich zuerst nichts heben konnte. Unseren Kinderwagen habe ich deshalb in der Anfangszeit so gut wie nie benutzt, da ich ihn ein paar Stufen hätte tragen müssen. Was mich nervt, ist, dass man sich mit einem Kaiserschnitt immer rechtfertigen muss. Denn wenn man davon erzählt, dass man einen Wunschkaiserschnitt hatte, dann reagieren einige Mütter entrüstet. Andere wiederum können es verstehen und erzählen dann offen, dass auch sie mit dem Gedanken spielen. Jede Frau muss selbst entscheiden, was für sie richtig ist, und sollte sich dafür nicht rechtfertigen müssen. Ich war mit meiner Entscheidung sehr glücklich.“ Eva Gerhardt, 33 Jahre

 

Wann ist der richtige Zeitpunkt, ins Krankenhaus zu fahren? Wir haben mit einer Hebamme über die Stunden von der ersten Wehe bis zum Weg in den Kreißsaal gesprochen.

Foto: Ivan Jekic / istock

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