Slow down: So funktioniert Entschleunigung im Alltag

Job, MUM, Wohlfühlen

Uli Morant

Kind(er), Job, Haushalt, Beziehung... Wir haben täglich ganz schön viel um die Ohren. Wie soll man bei diesem Powerplay runterkommen und zu sich finden? Darüber haben wir mit der Buchautorin und Trainerin Regina Tödter gesprochen und um ein paar Tipps zur Entschleunigung gebeten.

Wie schafft man es, Slow zu werden ohne dabei die Produktivität zu vernachlässigen?

Slow ist für mich eine schöne Alltagsmethode, um in den kritischen Situationen entspannter und gelassener zu sein. Slow ist kein statischer Moment und heißt auch nicht Stillstand. Manche schimpfen ja über die „Langsamkeit“ – wie ich finde, zu unrecht. Man muss ja nicht gleich alles im Schneckentempo erledigen, sondern kann, wo es nötig ist, einen Gang runterschalten: Wenn Stress aufkommt, das Blut in den Kopf steigt, das Herz zu rasen beginnt, der Atem kürzer wird, man keinen richtigen Satz mehr auf die Reihe kriegt, usw., dann ist Slow die richtige Gegenmaßnahme. Ich stelle mir dabei gern eine Slowbrille vor, die ich mir aufsetze, um die Welt für einen kurzen Moment auszubremsen. Und das ist tatsächlich möglich! Ich drossele dann das Tempo meiner Tätigkeiten, trete ein Schritt zurück, unterbreche mein Tun für wenige Minuten und atme tief durch.
Kleine Rituale wie Teekochen, kurz vor die Tür gehen, Fenster öffnen oder sich einfach paar Mal kurz strecken, unterstützen diese Langsamkeit. Danach kann ich die Tätigkeit wieder entspannt aufnehmen und die Aufgabe fokussiert angehen. Wenn man so will, kurbelt diese Methode des Innehaltens die Produktivität sogar noch an und gibt ihr auf diese Weise die nötigen Atempausen.

Welche Slow-Tipps, die sich einfach praktizieren lassen, haben Sie für uns Eltern?

Elternteile, die einer Erwerbstätigkeit nachgehen, geben doppelt Power. Um hier die Balance nicht zu verlieren, kann Langsamkeit dem einen oder anderen Moment etwas Wind aus den Segeln nehmen, der hier oft aus verschiedenen Richtungen gleichzeitig weht. Eltern machen da schon instinktiv viel richtig. Daher können sie sich in vielen Situationen zurücklehnen und gelassener an die Sache rangehen. Sie müssen nur den manchmal selbstauferlegten Perfektionismus abschütteln. Slow hilft hier, achtsamer zu sein, um beispielsweise aus „lästigen Pflichtaufgaben“ Mußemomente oder gar kleine Abenteuer für die ganze Familie zu machen.
Slow Parents tauschen deshalb die Wörtchen MÜSSEN und SOLLEN in KÖNNEN und DÜRFEN. Gemüse schnippeln, Tisch decken oder sogar der Abwasch können bereits gemeinsames Familienglück verheißen – vorausgesetzt man bringt etwas Geduld mit und hat Spaß bei der Sache.

Wir wissen ja alle ungefähr, was gut für uns wäre. Warum ist es nur so schwer, das auch täglich umzusetzen?

Wir haben unsere Zeit selbst in der Hand (zumindest unsere Freizeit): Uns lenken nur so viele Aufgaben, Verpflichtungen, Termine und oft auch banale Dinge wie Smartphone, Internet und Fernsehen von unserem Vorhaben ab. Immerhin machen wir uns Gedanken und wissen, was uns gut tut! Neue Gewohnheiten brauchen bekanntlich ihre Zeit, genügend Reflexion und Übung. Ich empfehle deshalb, so oft es geht, ein Slow Weekend einzulegen. Dies impliziert, sich keine Termine zu legen und sich völlig vom Tag (oder wenigstens für einen Vormittag) überraschen zu lassen. Luftige Terminkalender erlauben es, sich in Achtsamkeit zu üben und eben hier an seinen Vorhaben zu arbeiten. Meditation in Form von einigen wenigen Minuten MeTime helfen enorm dabei, seine Gedanken zu sortieren und sich neu auf seine Ziele zu fokussieren. Ich rate auch zu einem Dankestagebuch – dieses Aufzählen schöner Momente im Alltag ist für mich immer wie Sternezählen am Abend. Hierbei wird einem seine (kurze) Lebenszeit bewusst, die man so noch mehr wertschätzt und eben nicht mit leeren TV-Sendungen füllt.

Regina Tödter setzt auf Entschleunigung


Die Kinder sind fordernd: Ihre besten Tipps, um schnell gemeinsam mit dem Nachwuchs zur Ruhe zu kommen?

Kinder sind vielleicht in diesem Moment sehr fordernd, weil sie erst so kurz „unter uns“ sind. Klar, sie sind total neugierig und Langweile macht sie automatisch unruhig. Sie haben noch so viel zu entdecken. Wir sind ihnen schließlich Jahrzehnte voraus. Wenn wir das aus dieser Perspektive sehen, können wir sie dabei unterstützen, die Welt zu erkunden. Probieren Sie es mal mit Kreativität: dazu braucht es in der Regel nur Papier und Stifte. Vielleicht wollen die Kids aber toben? Dann rauf auf die Spielmatte und los geht’s. Wenn es die Zeit erlaubt, verbringen Sie diese draußen an der frischen Luft und in Bewegung (vielleicht bringt es auch Sie in Bewegungsflow). Kinder – und wir Erwachsenen gleichermaßen – brauchen mehr Bewegung im Alltag, das ist ein natürlicher Drang und oft auch der Grund, warum wir uns manchmal unerklärlich unwohl und unausgeglichen fühlen. Und so kommen wir eigentlich auch zur Antwort auf die nächste Frage: Körperlicher und seelischer Ausgleich führen zur optimalen Entspannung – für Groß und Klein!

Was ist Ihr ganz persönlicher Tipp, um zu entspannen?

Wie gesagt, finde ich es sehr wichtig, körperlichen noch seelischen Bedürfnissen nachzugehen, um den Tag glücklich und gelassen abzuschließen! Joggen bei einem Bürojob oder ruhige Mußestunden nach einem hektischen Meeting usw. Wenn ich zudem Slow unterwegs bin, dann ist eigentlich jede Tätigkeit entspannend. Selbst nach einem langen Arbeitstag kann ich dann noch an meinen Texten sitzen – wenn ich langsam mache (nach eigenem Wohlfühl-Rhythmus) und immer nur das tue, worauf ich gerade Lust habe (ohne Zeitdruck oder erkennbarem Sinn), dann gelingt Entspannung am besten. Aber egal, was Sie lieben und bevorzugen: Gehen Sie Ihren Leidenschaften nach und machen Sie wenigstens in Ihrer Freizeit immer schön langsam.

Das Buch „Entschleunigen. Slow durch den Alltag“ von Regina Tödter ist bei Trias erschienen für 12,99 Euro.

 

Bild: @unsplash

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