Angst vor der Geburt; Gettyimages

Angst vor der Geburt? Das kannst du dagegen tun

SCHWANGERSCHAFT, Wissen

Angst vor der Geburt zu haben ist völlig normal. Fast allen Frauen geht es so, denn schließlich kommt ein völlig neues, überwältigendes Ereignis auf sie zu. Wir haben einige Tipps und Anleitungen, wie du die Angst vor der Geburt in den Griff bekommst.

Woher kommt die Angst vor der Geburt?

Wir leben in einer Zeit, in der es eine große, umfassende medizinische Sicherheit gibt – zumindest in westlichen Ländern. Trotzdem haben viele Frauen, auch wenn sie sich dazu entschlossen haben in einer Klinik zu entbinden, Angst vor der Geburt. Das hat mehrere Gründe. Natürlich werden in Filmen oder Serien Geburten immer als absolute Ausnahmesituation und vielfach mit Komplikationen dargestellt. Auch im Bekanntenkreis wird der Geburtsvorgang von frischgebackenen Eltern gerne einmal mit einer großen Portion Drama geschildert.

„Viele Frauen, auch solche die eine unkomplizierte Schwangerschaft haben, bringen Ängste mit in die Geburt, die von den Medien geprägt wurden. Das ist sehr schade“, sagt Hebamme Amelia Suermann. „Für viele Frauen ist aber auch das Unbekannte ein großer Angstfaktor, weil sie nicht wissen, was genau auf sie zukommt.“

Natürlich ist eine Geburt eine Ausnahmesituation. Doch Hebamme Amelie Suermann beruhigt: „Eine Geburt ist keine Krankheit, nichts Pathologisches, sondern etwas wofür wir körperlich bestens ausgerüstet sind.“

 

Wie gehe ich mit der Angst vor Geburtsschmerzen um?

Werde ich die Schmerzen bei der Geburt aushalten? Und: Werde ich die Geburt überhaupt schaffen? Das fragen sich viele Frauen vor der Entbindung. Doch die Angst vor den Schmerzen und vor dem eigenen Versagen sind unbegründet. Natürlich ist es ein seltsames und beunruhigendes Gefühl auf eine Geburt zuzugehen. Viele Frauen lassen sich darum gleich vorsorglich eine PDA geben. Doch das individuelle Schmerzempfinden ist ganz unterschiedlich und es hilft sich daran zu erinnern, dass die Wehenschmerzen nichts Destruktives sind, sondern für den Verlauf der Geburt eine wichtige Funktion haben.

Hebamme Jana Friedrich rät in ihrem Buch „Das Geheimnis einer schönen Geburt“ zu folgenden Mantras, die man sich vor dem Tag X immer wieder vorsagen kann um sie zu verinnerlichen:

• Ich bin stark!
• Mein Körper ist dafür gemacht, eine Geburt zu meistern!
• Ich kann das. Mein Körper kann das!
• Ich glaube an meine Kraft!

Wenn du dich bewusst auf die Geburt einlässt und auf deinen Körper und die Natur vertraust, wirst du viel entspannter sein. Das mag im ersten Moment für manche etwas esoterisch klingen, doch tatsächlich trägt ein bewusst positives Herangehen an die Entbindungssituation viel dazu bei, dass du weniger verkrampfst. Eine entspannte Haltung lässt uns dann tatsächlich auch Schmerzen weniger stark spüren.

Geburtsangst, Geburtsschmerz, Gettyimages

Eine entspannte Haltung während der Geburt lässt uns die Schmerzen weniger stark empfinden.

Wie gehe ich mit der Angst vor Geburtsverletzungen oder vor einem Kaiserschnitt um?

Neben der Angst vor der Entbindung machen sich viele Frauen auch schon vorab Sorgen über mögliche Verletzungen bei der Geburt. Besonders ein Dammriss oder ein Dammschnitt, aber auch ein eventueller Kaiserschnitt beschäftigt viele werdende Mütter vorab.

In der Regel ist ein Dammriss oder -schnitt weniger schlimm als er sich anhört und in der Regel komplikationslos. Vorbeugend kann man mit einer Dammmassage diesen Bereich weicher, dehnungsfähiger und entspannter machen. Die meisten Frauen kommen dann „unbeschadet“ durch die Geburt.

Ein Kaiserschnitt kommt in der Regel nur dann unvorbereitet in einer Geburtssituation vor, wenn das Leben der Mutter oder des Babys in akuter Gefahr sind. Auch wenn es an Kliniken statistisch immer mehr Kaiserschnitte gibt, heißt das noch lange nicht, dass während der Entbindung über den Kopf der Gebärenden hinweg entschieden wird. Meist kündigt sich eine Situation die für den Säugling oder die Mutter kritisch werden könnte im Geburtsverlauf an und lässt den Hebammen und Ärzten genug Zeit, alle Beteiligten darauf vorzubereiten, warum ein Kaiserschnitt jetzt medizinisch notwendig und unausweichlich ist.

Allerdings bleiben sogenannte „Notkaiserschnitte“ die Ausnahme. Bei einer Vorsorge durch die Hebamme und/oder einen Gynäkologen ist in den allermeisten Fällen schon vorher klar, ob eine normale Entbindung stattfinden kann oder ob ein Kaiserschnitt gemacht werden muss.

Trotzdem kannst du dich auch auf diesen Wenn-Fall vorbereiten. Sprich mit deinem Partner (oder wer auch immer dich zur Entbindung begleitet) im Vorfeld genau durch, was du in einer solchen Situation willst und was nicht. Selbst bei einem unvorhergesehenen Kaiserschnitt gibt es die Möglichkeit, eine PDA zu wählen, was weniger beeinträchtigend für den Säugling ist und dir die Chance gibt, dein Baby gleich im ersten Augenblick zu sehen.

Geburtsangst, Geburt, Gettyimages

Wichtig für eine entspannte Geburt ist auch, dass du dir genau überlegst wo du dein Kind zur Welt bringen willst.


Geburtsangst: So kannst du dich vorbereiten

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich mit der Angst vor der Geburt auseinander zu setzen. Hebamme Amelia Suermann rät, sich im Vorfeld Gedanken zu machen, wo die Geburt stattfinden soll, denn der Geburtsort trägt maßgeblich dazu bei, ob du in Stress gerätst oder relativ entspannt bleiben kannst:

  • Geburt in einer großen Geburtsklinik: Hier hat man den Vorteil, dass pro Jahr viele Geburten stattfinden und eine beruhigende Routine herrscht. Für Frauen, die kein Problem mit einem professionellen medizinischen Umfeld haben genau der richtige Ort.
  • Geburt in einer kleineren Klinik: Die Atmosphäre kann hier etwas „familiärer“ sein. Vielleicht setzt man auf natürliche Geburt. Das lässt sich bei einem Besichtigungstermin meist abklären.
  • Geburt im Geburtshaus: Die natürliche Geburt steht im Fokus und man erhält eine individuelle Eins-zu-eins-Betreuung durch eine erfahrene Hebamme. Allerdings muss man das Geburtshaus nach 24 Stunden auch wieder verlassen und es wird kaum medizinische Versorgung angeboten.
  • Geburt zu Hause: Man ist in der vertrauten Umgebung und die Geburt kann ganz individuell und selbstbestimmt stattfinden. In jedem Fall braucht man eine erfahrende Hebamme, die die Geburt betreut und begleitet. Wenn etwas Unvorhergesehenes passiert ist der Weg zur nächsten Klinik vielleicht etwas weit.

Wenn du dich für eine Klinikgeburt entscheidest kannst du bei einem Besichtigungstermin abklären, wie der Einsatz von Wehen- oder Schmerzmitteln während der Geburt gehandhabt wird, wie hoch die Kaiserschnitt- oder die Dammschnittrate sind, ob es die Möglichkeit gibt sich bei Wehen in einem heißen Bad zu entspannen, ob mit homöopatischen Mitteln gearbeitet wird während des Geburtsvorgangs, wie die Hebammenbelegung im Kreißsaal ist usw.. Je genauer du dich

Ebenso wichtig wie der Geburtsort ist die richtige Begleitung bei der Geburt. Amelie Suermann empfiehlt, sich die Person mit zur Geburt zu nehmen, „bei der man sich fallen lassen kann“ – egal ob es der Partner, die Schwester, die Mutter, eine Freundin oder eine Doula ist.

Außerdem wichtig für die Entspannung während der Geburt ist, dass du dir Sachen mit in den Kreißsaal nimmst, die dein Wohlbefinden steigern, zum Beispiel:

  • bequeme, eigene Kleidung
  • deine Lieblingsmusik
  • ein Lieblingsduft
  • ein Snack, ein Smoothie oder etwas Süßes, das dir Power gibt

Neben gemäßigtem Sport in der Schwangerschaft, der deine Kondition, deinen Kreislauf und dein allgemeines Wohl- und Körperbefinden stärkt, sind außerdem Schwangeren-Yoga und/oder ein Geburtsvorbereitungskurs eine gute Unterstützung gegen die Angst. Hier lernst du Atemtechniken, wie zum Beispiel das „Wehen wegatmen“ und ähnliche Entspannungsmethoden, die während der Geburt wirklich helfen können die Schmerzen zu lindern.

Unser Tipp: Als Erstgebärende solltest du Kurse vermeiden, in denen Frauen sind die bereits das zweite Baby erwarten. Diese erzählen nämlich gerne mal, wie die Geburt abgelaufen ist. Das kann natürlich harmlos sein, kann aber auch in eine „Horrorstory“ ausarten, die deine eigene Angst nur verstärkt.

Gespräche mit deiner Vorsorge-Hebamme sind ebenfalls eine gute Möglichkeit, um die Angst vor der Geburt in den Griff zu bekommen. Sie kann dir alle Fragen zum Geburtsverlauf beantworten. Sie wird dich außerdem in dem Bewusstsein bestärken, dass du der Geburt gewachsen bist und dein Körper dafür gemacht ist, dein Baby gesund zur Welt zu bringen.

 

Willst du wissen, wie die Geburt in anderen Ländern vorbereitet wird? Dann könnte dich der Bericht von Laura interessieren, die in Paris lebt.

 

Bilder: Gettyimages (3)

 

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