Die Geschichte des Kinderwagens: Von der Schubkarre zum modernen Begleiter
Wann ist der Kinderwagen, so wie wir ihn kennen, entstanden? Wir nehmen euch mit auf eine Reise durch die bewegte Geschichte.
Am Anfang war das Tragen. Bevor Eltern ihre kleinen Kinder in berollte Gefährte legen konnten, wurde der Nachwuchs in Tüchern, Körben und Säcken getragen oder sogar auf Lasttieren festgeschnallt. Als sich um das Jahr 1200 Schubkarren verbreiteten, wurden auch diese zum Transport von Kindern genutzt. Erst im 16. Jahrhundert soll ein Tischler ein speziell für den Transport von Kindern gedachtes Wägelchen entwickelt haben. Es setzte sich aber nicht richtig durch. In Adelskreisen nutzte man kleine Kutschen für die Kleinkinder, die von Dienern oder sogar von dressierten Hunden gezogen wurden.
Als sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch die Industrialisierung das wohlhabende Bürgertum bildete, kam auch der Spaziergang im Park mit Baby in Mode – allerdings waren es meist die Nannys, die mit den Kleinen an die frische Luft gingen. Aus den Stubenwagen, die sie dafür nutzten, entwickelten sich die Vorläufer des heutigen Kinderwagens.
Frühe Kinderwagen waren für Babys nicht geeignet
Die eigentliche Geschichte des Kinderwagens beginnt 1840 in England. Dort entstand die erste Kinderwagenfabrik. Die frühen Modelle hatten nur drei Räder, waren sehr hoch und Kinder konnten darin nur sitzend herum gefahren werden. Erst 1880 kamen Liegewagen auf den Markt mit einem Weidekorb als Wanne, die dann auch vier Räder hatten für eine bessere Statik beim Fahren.
Eine Firma aus dieser Anfangszeit, die noch immer existiert und nach wie vor erfolgreich ist, ist das englische Unternehmen Silver Cross. Seit 1877 produziert das britische Traditionshaus luxuriöse Kinderwagen und beliefert nach wie vor das Königshaus. Schon Prince Charles, der heutige König von England, wurde in einem Silver Cross von seiner Nanny durch die königlichen Gärten geschuckelt. Die klassischen Modelle sind nach heutigen Maßstäben allerdings so groß, dass man dafür fast schon eine eigene Garage braucht.
So entstand der moderne Kinderwagen
Die Begeisterung für Kinderwagen kam dann auch ziemlich rasch nach Deutschland. Vor allem Ernst Albert Naether begründete mit seinem „Reform-Kinderwagen“ einen neuen Industriezweig. Der Katalog des Unternehmens aus Zeitz zeigte schon 1896 über 100 unterschiedliche Modelle, die man bestellen konnte. Durch Naethers Erfindungen, sein unternehmerisches Geschick und viele Zulieferer, die sich dort niederließen, wurde die Stadt Zeitz bald als „Stadt der Kinderwagen“ bekannt. Naethers Firma hatte immerhin 1700 Angestellte.
Die eigentliche Massenproduktion von Kinderwagen begann in den 1930er Jahren. Mit dem Babyboom nach dem Zweiten Weltkrieg entstand schließlich ein riesiger Markt und die Wagen wurden immer weiter entwickelt. Rohrgestelle hatten weniger Gewicht und Kugellager garantierten eine ruhigere Fahrt, eingebaute Luftschleusen sorgten dafür, dass die Babys bei wärmeren Temperaturen nicht überhitzten, ein gepolsterter Innenraum sollte den Liegekomfort der Kleinen verbessern.
In den 1950er Jahren entstanden die ersten Kinderwagen, die von Autodesigns inspiriert wurden, mit Schutzblech, Leuchten – und mit den ersten Klapp- oder Montagefunktionen, denn schließlich sollten die Wagen auch im Auto verstaut werden können.
In den 1960er Jahren wurde es noch modischer. Kinderwagen in Jeansstoff, mit Stickapplikationen und in bunten Farben eroberten den Markt. Auch Anregungen aus der Kindermedizin wurden beim Design berücksichtigt, so zum Beispiel große Sichtfenster aus Plastik, die dem Baby ermöglichen sollten viel von seiner Umgebung mitzubekommen.
Der Kinderwagen als mobiler Begleiter im Alltag
In den letzten 15 Jahren ist das Angebot an Kinderwagen schier explodiert. Es gibt inzwischen unzählige Modelle die Familien den Alltag mit Baby erleichtern. Längst ist der Kinderwagen zu einem Lifestyle-Accessoire geworden, das Eltern sowohl in Aussehen als auch in den Funktionen ganz auf ihre individuellen Bedürfnisse abstimmen können.
Wenn man von einem klassischen Kinderwagen spricht, ist meist ein Kombikinderwagen gemeint, der ab Geburt mit einer Babywanne einsetzbar ist. Sobald das Baby selbstständig sitzen kann, wird er mit einem Sportsitz ergänzt, der in oder gegen die Fahrtrichtung montiert werden kann.
Doch die Vielzahl an Modellen und Einsatzmöglichkeiten sind groß. Für Mehrkindfamilien gibt es Geschwisterkinderwagen, die sich nach dem Alter der Kinder individuell konfigurieren lassen. Sportliche Eltern können einen Jogger wählen, der (sobald das Kind sitzen kann) für eine ideale Laufbegleitung sorgt. Auf Reisen ist ein Buggy eine gute Ergänzung, da er besonders leicht ist und einfach zu verstauen, egal ob im Zug, im Auto oder im Flugzeug…
Mehr über die verschiedenen Kinderwagenmodelle und welche wofür geeignet sind, findest du hier.
Eine Auswahl an Buggys haben wir hier zusammen gestellt und auch die passenden Accessoires für den Kinderwagen haben wir heraus gesucht.
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