Hochzeit ist in: Warum immer mehr Paare heiraten

Hochzeit ist in: Warum immer mehr Paare heiraten

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Stefanie Staiger

Kennt ihr das auch? Die Zahl der Hochzeitseinladungen nimmt gefühlt seit ein paar Jahren kontinuierlich zu. Und kaum steht der Frühling vor der Tür, kündigt schon die nächste Freundin die Hochzeit mit ihrem Liebsten an. Ist das Modell Ehe wieder angesagt? Was steckt hinter der neuen Lust vieler Paare am Ja-Sagen?

Hochzeit, Trend

Hochzeit liegt im Trend: Die Zahl der Eheschließungen hat in den letzten fünf Jahren zugenommen (Foto: Unsplash)

„Nicht schon wieder!“ hätte ich fast gedacht, als ich vergangene Woche den hübschen crémefarbenen Umschlag aus dem Briefkasten fischte, der bereits auf den ersten Blick nach Hochzeit aussah. Klar, besser als die aktuelle Handyrechnung oder fiese Post vom Finanzamt. Aber irgendwie reißt die Lust am Heiraten in meinem Freundes- und Bekanntenkreis nicht ab. Kein Frühling oder Sommer mehr ohne Hochzeit in den letzten drei Jahren. Und auch dieses Jahr scheint es wieder so zu sein. Nicht dass wir uns falsch verstehen: Ich finde es wunderbar, wenn zwei Menschen sich lieben und Paare es schaffen, in Zeiten von Tinder und einer zunehmenden „Wisch und weg“-Mentalität eine ernstzunehmende, liebevolle Beziehung zu führen. Aber muss man dann auch heiraten?

„Wer zweimal mit derselben pennt…“

Meine Eltern gehören zur Generation der 68er. Damals war Heiraten nicht gerade angesagt. Zu bürgerlich, zu spießig, zu altmodisch. Lieber probierte man neue Lebensmodelle aus. Gründete WGs und Kommunen, versuchte es vielleicht sogar mal mit einer offenen Beziehung oder lebte als Paar ohne Trauschein zusammen. Wilde Ehe statt kirchliche Hochzeit. Doch inzwischen hat sich das Blatt gedreht. In den letzten Jahren nahm die Zahl der Eheschließungen zu: 2016 gab es in Deutschland 410.000Trauungen; zum dritten Mal in Folge mehr als im vorausgegangenen Jahr. Und der Trend hält an. Soziologen vermuten dahinter den Wunsch nach mehr Sicherheit, Geborgenheit und Beständigkeit – gerade in unserer schnelllebigen Zeit.

Neue Sehnsucht nach Sicherheit

Ringe, Hochzeit, Ehe

„Nimm den goldenen Ring von mir“: Viele Paare sehnen sich nach Sicherheit (Foto: Unsplash)

„Wegen unsicherer Bedingungen außerhalb des Privaten, zum Beispiel im Job oder in der Weltpolitik, suchen viele Menschen wieder Zuflucht in sozialen Beziehungen“, erklärt Familiensoziologin Julia Hahmann von der Uni Vechta gegenüber Spiegel Online. Auch ihre Kollegin Cornelia Koppetsch, Professorin für Soziologie an der TU Darmstadt, stimmt dem zu. „Lange herrschte das Idealbild der autonomen Lebensführung vor“, sagt sie. Doch inzwischen suchen wieder mehr Menschen nach Stabilität und Halt in Paarbeziehungen und in der Familie. Das ist ja auch nachvollziehbar: Wenn um einen herum schon alles unsicher ist, möchte man wenigstens im Privatleben Sicherheit. Gerne auch mit Brief und Siegel. „Es ist zu erwarten, dass der Trend weiter in diese Richtung geht“, so Cornelia Koppetsch.

Dabei sind Paare heutzutage deutlich älter, wenn sie den Schritt vor den Traualtar wagen, als noch vor 30 Jahren. 1990 waren Frauen bei der Hochzeit im Durchschnitt 25,2 Jahre alt, Männer 27,9.Inzwischen liegen die Frauen bei knapp 30 Jahren, die Männer bei 32,5. Tendenz steigend. Viele Paare leben erst unverheiratet zusammen und wollen beruflich Karriere machen. Erst wenn die Familiengründung in den Vordergrund rückt, kommt auch das Thema Ehe auf den Tisch.

Hochzeit: Liebe oder Vernunft?

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Eine Hochzeit sollte idealerweise eine Herzensentscheidung sein (Foto: Unsplash)

Wenn ich mir die Paare aus meinem Bekanntenkreis anschaue, die in den letzten Jahren geheiratet haben, dann möchte ich ihnen nicht pauschal nur Sicherheitsgründe unterstellen. Viele sind schon lange zusammen und lieben sich wirklich heiß, innig und aufrichtig. Da ist eine Hochzeit natürlich die Krönung der Beziehung. Etliche haben auch erst geheiratet, als bereits ein Kind (oder mehrere) da waren. Dann gewinnt der Wunsch nach Sicherheit – auch materieller – für die Familie  natürlich an Bedeutung. Das verstehe ich. Trotzdem sollte man sich davor hüten, eine Ehe als sichere Bank mit Grundeinkommen zu sehen. Seit der Reform des Unterhaltsrechts 2008 zahlen Ehemänner nach einer Scheidung nur noch für die gemeinsamen Kinder. Die Frauen sind für ihren Lebensunterhalt selbst verantwortlich. Oder, wie es die damalige Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) formuliert hat: „Einmal Zahnarztgattin, immer Zahnarztgattin“ gilt nicht mehr.

15 Jahre hält eine Ehe heute im Durchschnitt, jede dritte wird geschieden. Dabei sind die Paare, die erst später heiraten, im Vorteil: Wer zwischen 28 und 32 vor den Traualtar tritt, bleibt länger zusammen. Auch ein beruhigender Fakt: Die Kosten für die Hochzeitsfeier haben mit der Beständigkeit der Ehe nichts zu tun. Eher ist sogar das Gegenteil der Fall. Bei sehr teuren Hochzeiten (Kosten über 16.000 Euro) liegt die Scheidungsrate 3,5 Mal höher als im mittleren Preissegment (4000 – 8000 Euro). Low Budget ist sogar am beständigsten. Wer weniger als 800 Euro ausgibt, hat die besten Chancen auf eine goldene Hochzeit.

Liebe, Hochzeit, Paar

Happily ever after: Eine Hochzeit muss nicht viel kosten, um lange zu halten. Liebe ist das beste Rezept (Foto: Unsplash)

Also, liebe Freunde: Heiratet bitte weiter, schmeißt eine rauschende Party, feiert euch, eure Liebe und ladet Familie und Freunde ein! Das kann auch an der Ostsee, auf dem Land oder im Garten sein. Weniger ist mehr. Es muss ja nicht die Traumhochzeit in Venedig mit anschließenden Flitterwochen auf den Malediven sein. Und auch ein Brautkleid für 4000 Euro ist kein Garant für Glück. Besinnt euch auf das, was wirklich wichtig ist. Dann bin ich auch in Zukunft weiterhin gerne als Gast mit dabei.

Ihr plant eure Hochzeit? Tolle Tipps und eine hilfreiche Checkliste, was wann zu tun ist, findet ihr hier! Falls ihr euch einen gemeinsamen Babymoon gönnen wollt, bevor der Nachwuchs kommt, haben wir schöne Reiseziele für euch!

Slider-Foto: Pixabay

 

 

 

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