Abstillen: So geht es ohne Probleme

Abstillen: So geht es ohne Probleme

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Uli Morant

Wie lange du als Mutter stillst und zu welchem Zeitpunkt du abstillen willst ist ganz individuell. Wie es ohne Probleme klappt, kannst du hier nachlesen.

Muttermilch ist die beste Ernährung für Babys. Doch manche Frauen möchten nicht stillen, andere nur einige Monate oder bis zur Einführung der Beikost. Was man beim Abstillen – egal zu welchem Zeitpunkt oder aus welchen Gründen – beachten sollte, haben wir hier für euch zusammen gefasst

Muttermilch – der Immunbooster fürs Baby

Mehr als 90 Prozent der Mütter in Deutschland möchten nach der Geburt stillen und die meisten beginnen auch damit. Von der Weltgesundheitsorganisation wird stillen dringend empfohlen. Mindestens die ersten sechs Lebensmonate sollten Mütter ihre Säuglinge so ernähren, denn nichts ist besser für Babys als Muttermilch. Sie enthält alle Nährstoffe, die das Baby braucht, ist immer verfügbar, verändert je nach Entwicklungsstand des Säuglings ihren Nährstoffgehalt und ihre Zusammensetzung, enthält wichtige Immunstoffe und unterstützt zudem, dass die Darmflora des Kindes mit „guten“ Bifidobakterien bevölkert wird. Muttermilch ist demnach durch nichts zu ersetzen.

Was ist primäres Abstillen?

Doch trotzdem wollen nicht alle Mütter stillen. Manche Frauen wissen sogar schon vor der Geburt, dass sie nicht stillen wollen oder können. Die Gründe hierfür sind vielfältig und meist sehr persönlich.

Frauen, die sich dazu entschlossen haben nicht zu stillen, sollten sich möglichst früh informieren, denn schon bald nach der Geburt werden dann Maßnahmen eingeleitet, die denn Milcheinschuss abschwächen. Das Abstillen kann zum Beispiel durch Medikamente eingeleitet werden, die die Ausschüttung des Milchbildungshormons Prolaktin hemmen. Die Einnahme kann jedoch mit Nebenwirkungen verbunden sein.

Es gibt auch den schonenderen Weg: Wenn das Baby erst gar nicht angelegt wird, fehlt dem Körper der Impuls der die Milchbildung anregt. Allein dadurch wird das Abstillen eingeleitet. Hebammen empfehlen außerdem das Tragen eines fest sitzenden (aber nicht abschnürenden) BHs und häufiges Kühlen der Brust. Einige Tassen Salbei- und Pfefferminztee täglich hemmen auf natürliche Weise die Milchbildung.

Wichtig: Beim Abstillen solltest du deine Brust gut beobachten. Kommt es zu Schwellungen oder Rötungen, solltest du dir Rat bei deiner Hebamme oder bei der Stillberaterin holen. Wenn sich die Brust unangenehm „voll“ anfühlt, kannst du die Milch mit der Hand ausstreichen oder sie kurz abpumpen. Allerdings nur so lange wie nötig, damit die Milchbildung nicht ungewollt angeregt wird.

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Was ist sekundäres Abstillen?

Davon spricht man wenn eine Mutter abstillt, die zuvor teilweise oder ganz gestillt hat. Die Gründe für ein frühzeitiges Abstillen (vor der Beikosteinführung) sind ebenfalls vielfältig. Die meistgenannten Auslöser sind eine schmerzhafte Brustentzündung, wunde Brustwarzen, schmerzende Brüste, zu viel Stress in der Anfangsphase des Stillens oder zu wenig Unterstützung bei allgemeinen Stillproblemen.

Beim sekundären Abstillen werden (nach und nach oder sofort) die Sillmahlzeiten durch Fläschchen mit Säuglingsnahrung ersetzt. Dafür geeignet sind Pre- oder 1er Nahrung, die das ganze erste Lebensjahr als Ersatz für Muttermilch gegeben werden kann. Folgenahrungen wie 2er und 3er-Nahrungen sind dagegen erst für Kinder ab dem sechsten Lebensmonat geeignet.

Übrigens ist die Herstellung von Säuglingsnahrung durch Europäische Richtlinien streng geregelt. Diese stellen sicher, dass die Kinder alle wichtigen Nährstoffe erhalten, aber zugleich nicht im Übermaß gefüttert werden. Oft ist es hier hilfreich, wenn zum Abstillen die ersten Fläschchen nicht die Mama gibt sondern vielleicht der Papa.


HA-Nahrung: Wann ist sie sinnvoll?

Bei einem erhöhten Allergierisiko können Säuglinge im ersten Lebensjahr auch sogenannte HA-Nahrung zugefüttert bekommen. Das körpereigene Immunsystem erkennt Eiweiß an seiner Struktur und kann bei Fremdeiweiß eine allergische Reaktion auslösen. Bei HA-Nahrungen wird darum das Kuhmilcheiweiß in kleine Peptide gespalten. Diese können vom Immunsystem nicht mehr als Fremdeiweiß erkannt werden. Es macht in jedem Fall Sinn vorab mit dem Kinderarzt zu klären, ob das Baby spezielle HA-Nahrung bekommen muss.

Abstillen

Die richtige Stilldauer

Jedes Baby ist anders – und auch jede Mutter. Manche wollen bis über das zweite Lebensjahr des Kindes hinaus stillen, manche früh wieder aufhören. Jede Mutter entscheidet das ganz nach ihren und den Bedürfnissen des Babys.

Auch das Stillen über den sechsten Monat hinaus hat einen hohen Wert für die Gesundheit des Babys. Nach wie vor hat die Muttermilch die ideale Zusammensetzung und bietet weiterhin durch viele Inhaltsstoffe die perfekte Unterstützung für das Immunsystem des Kindes.

Wann „reicht“ Muttermilch nicht mehr?

In den ersten Lebensmonaten ist Muttermilch wie gesagt die beste Versorgung für jedes Baby. Frühestens nach dem vollendeten vierten Monat, spätestens mit dem Beginn des siebten Lebensmonates sollte der Speiseplan des Babys erweitert werden. Muttermilch oder auch Säuglingsmilch allein liefern dann nicht mehr genug Nährstoffe und Energie, vor allem Eisen fehlt jetzt in der Ernährung.

Natürliches Abstillen – so geht’s

In der Regel bedeutet „natürliches Abstillen“, Schritt für Schritt die Stillmahlzeiten durch feste Kost zu ersetzen. Meist beginnt man mit dem Mittagessen. Das Baby bekommt Brei angeboten, wovon es einige Löffel isst. Anschließend wird noch kurz gestillt, damit es wirklich satt ist. Auch bei der Methode des Baby Led Weaning geht ihr ähnlich vor: das Kleine kann geeignete Lebensmittel direkt vom Familientisch mitessen und kosten (zum Beispiel geschmorte Karottenstücke, Polentaschnitten, Nudeln). Mehr Infos über diese Methode der Beikosteinführung findet ihr hier.

Irgendwann wird das Kleine bei der Mahlzeit nur noch feste Kost zu sich nehmen – etwa eine Menge von 200 Gramm – und immer weniger oft die Brust verlangen. Die Milchproduktion geht dabei ganz von allein zurück. Dieser Prozess kann mehrere Wochen dauern, ermöglicht dem Baby aber ein langsames Gewöhnen an die feste Kost. Keinesfalls sollte man hier mit Druck arbeiten.

Jetzt ist das Baby reif für feste Kost

Abgesehen vom Alter sollte das Baby im Kinderstuhl aufrecht sitzen können. Solange das nicht gewährleistet ist, ist die Gefahr des Verschluckens ziemlich groß. Erst wenn der Zungenstoßreflex des Babys verschwunden ist, behält es feste Kost im Mund. Ist der Reflex noch aktiv schiebt das Kleine automatisch alles aus dem Mund, was nicht hinein gehört – auch Brei. Zudem sind die Mahl- und Kaubewegungen des Kiefers wichtige Grundvoraussetzungen.

Versucht das Kleine von sich aus zu erkunden, was die „Großen“ so essen und greift am Tisch neugierig nach einem Stück Kartoffel, Gemüse oder Brot, führt es zum Mund und kaut darauf herum, ist das meist ein untrügliches Zeichen, dass es sich für feste Kost interessiert und bereit ist.

Braucht mein Baby jetzt zusätzlich Flüssigkeit?

Wenn das Baby alle Mahlzeiten durch feste Kost zu sich nimmt, sollte zum Essen Flüssigkeit angeboten werden. Am besten geeignet sind Wasser oder ungesüßte Tees. Bis zum Ende des ersten Lebensjahres sollte das Baby noch mindestens einmal täglich Muttermilch oder ein Ersatz-Produkt, also Pre-Nahrung, bekommen. Kuhmilch ist für Kinder unter einem Lebensjahr nicht geeignet, denn sie ist schwer verdaulich und das Milcheiweiß belastet die Nieren.

Abstillen im Notfall

Selten müssen Frauen ganz schnell abstillen, weil hoch dosierte Medikamente gegeben werden müssen, die in die Muttermilch übergehen und das Baby schädigen können oder weil eine Operation ansteht. Hier kann der Frauenarzt ein Medikament verschreiben, das die Milchbildung hemmt. Dieses verursacht oft Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen oder Kreislaufprobleme.

Bloß kein Stilldruck!

Lass dir kein schlechtes Gewissen einreden. Egal ob du gleich nach der Geburt oder bereits nach wenigen Monaten Abstillen willst – es ist allein deine Entscheidung, die du im besten Sinne für dich, die Situation und natürlich für dein Baby triffst.

Berate dich mit deiner Stillberaterin oder mit deiner Hebamme, wann und wie du abstillen willst. Wahrscheinlich wird sie dich noch einmal darauf hinweisen, dass Muttermilch das Beste für dein Kind ist. Doch auch beim Abstillen wirst du von ihr die fachliche Unterstützung bekommen, die du brauchst.

Wertende Kommentare solltest du versuchen auszublenden. Du bist die beste Mutter für dein Baby, egal ob oder wie lange du stillen möchtest.

Buchtipp:

AbstillenViele Infos, Anregungen und Tipps zum Stillen, Abstillen und zur Einführung der ersten Beikost finden sich in dem Buch „Babyernährung“ von der Hebamme und Stillberaterin Anja Constance Gaca (erschienen bei GU für ca. 20 Euro).

 

 

 

 

 

 

Bilder: Gettyimages

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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