Auszeit nötig? 5 Dinge, die du über eine Mutter-Kind-Kur wissen solltest
Eltern stehen unter einem ständigen Zeitdruck, denn immer ist da der tägliche Spagat zwischen Familie und Job zu meistern. Kein Wunder, wenn man manchmal am Ende seiner Kräfte ist. Doch vor der Komplett-Erschöpfung lohnt es sich einmal über eine Mutter-Kind-Kur nachzudenken.
Die Geschichte der Mutter-Kind-Kur
Das Müttergenesungswerk hat die ersten Kuren bereits 1950 initiiert. Gegründet wurde die Stiftung von Elly Heuss-Knapp, der Frau des ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss. Die Stiftung hatte sich zum Ziel gesetzt, Müttern die nötige Unterstützung im Alltag zukommen zu lassen und dafür unter anderem gezielt Kuraufenthalte angeboten.
Seit 1989 ist das Recht auf eine Eltern-Kind-Kur auch im Gesetz festgeschrieben und es gibt deutschlandweit viele Einrichtungen dafür. Gerade in letzter Zeit scheint die Belastung vieler Eltern wieder anzusteigen, denn Kuren sind wieder sehr stark nachgefragt. Immer noch selten werden sie von Vätern beantragt. Meist fahren die Mütter mit oder ohne ihren Nachwuchs zur Erholung. Als Grund für die nötige Auszeit geben fast 90 Prozent (laut Info des Müttergenesungswerkes) Erschöpfungszustände an.
So wird die Eltern-Kind-Kur beantragt
Eine Kur ist kein Urlaub auf Krankenschein. Der behandelnde Arzt muss ein Attest ausstellen, das dann zusammen mit einem Antrag an die Krankenkasse geht. Bei der Antragstellung kann man sich auch Hilfe und Beratung zum Beispiel beim Müttergenesungswerk oder der Arbeiterwohlfahrt holen.
Die Kur können Eltern für sich allein beanspruchen oder in Begleitung ihrer Kinder fahren. Die Krankenkassen, die die Kur komplett finanzieren (außer einer täglichen Zuzahlung von 10 Euro), prüfen, ob es ausreichend Gründe gibt. Das kann der Gesundheitszustand der Eltern sein oder aber auch die familiäre Situation. Eltern von Mehrlingen, von chronisch kranken oder behinderten Kindern oder von Pflegekindern können auf spezielle Unterstützung genauso hoffen wie Frauen, die gerade eine Fehlgeburt erlebt haben oder Väter und Mütter, die eine Trennung verarbeiten müssen. Gründe für eine Kur gibt es also viele.
So wählst du die passende Klinik für dich aus
Die Ablehnungsquote der Krankenkassen für Eltern-Kind-Kuren betrug 2015 nur 11 Prozent. Auch private Krankenkassen kommen für die Kosten auf, wenn Mutter-Kind-Kuren im Vertrag festgehalten sind. Das Müttergenesungswerk rät übrigens, sich bei der ersten Ablehnung durch die Kasse nicht gleich entmutigen zu lassen. Es gibt nämlich auch die Möglichkeit Widerspruch einzulegen.
Nicht alle Kurkliniken sind gleich gut für jeden geeignet und Patienten haben ein Wunsch- und Wahlrecht. Es macht Sinn für sein spezielles Problem die entsprechenden Kliniken vorher zu recherchieren und als Wunschkliniken anzugeben. Nur ans Meer zu wollen reicht für eine Begründung natürlich nicht aus. Wenn die Krankenkasse eine Klinik zuweist in die man nicht will, kann man widersprechen. Die Wartezeit für eine Kur dauert meist sechs Monate.
Wer angestellt ist, wird vom Arbeitgeber freigestellt
Für eine Kur muss man sich als Arbeitnehmer nicht extra Urlaub nehmen. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, einen freizustellen und das Gehalt weiter zu bezahlen. Viele Eltern, die ihre Kinder mit zur Kur nehmen wollen, möchten natürlich trotzdem lieber während der Ferienzeit fahren. Doch dann sind die meisten Kliniken sehr ausgebucht. Die gute Nachricht: Auch die Kinder müssen für einen Kuraufenthalt vom Unterricht freigestellt werden.
Teil des Kurerfolgs: Ein geregelter Tagesablauf
Jeder Patient bekommt einen ganz individuellen Therapieplan. Dieser ist genau auf das persönliche Problem, die Indikation, zugeschnitten. Dazu gehören – wenn nötig – medizinische Behandlungen, Physiotherapien, Entspannungs- und Bewegungsangebote, Ernährungsberatung, psychosoziale Therapien und gegebenenfalls Erziehungsberatung. Kinder werden in der Zeit, in der Mutter oder Vater ihre Stunden und Anwendungen haben, betreut. Bei reinen Eltern-Kind-Kuren stehen auch gemeinsame Aktivitäten mit den Kleinen an, um die Beziehung zu stärken.
Hilft mir eine Kur?
Die Frage kann sich jeder nur selbst beantworten. Drei Wochen wegzufahren und danach genau so weiter zu machen wie zuvor, hilft natürlich nicht. Eine Kur sollte immer auch Arbeit an einem selbst sein, an seiner inneren Einstellung und an äußeren Gegebenheiten. Es lohnt sich, die Zeit für einen kompletten „Reset“ zu nutzen und sich zu fragen, was an der Lebensführung bisher dazu geführt hat, dass man sich reif für eine Kur fühlte. Beantragen kann man Kuren übrigens alle vier Jahre.
Hier gibt es mehr Informationen zu Mutter-Kind-Kuren
Die großen Wohlfahrtsverbände in Deutschland haben mehr als 1300 Beratungsstellen, bei denen man sich Tipps und Hilfestellungen zum Thema holen kann (muettergenesungswerk.de, awo.de). Aber auch auf der Seite des Bundesfamilienmininsteriums gibt es wertvolle Informationen (familien-wegweiser.de)
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