Gründerin Claudia Lässig

Du willst eine Firma gründen? Dies sind hilfreiche Tipps

Job, MUM

Uli Morant

Warum nicht ein eigenes Business starten und die Arbeitsbedingungen nach eigenen Vorstellungen bestimmen? Gerade für Frauen mit Kindern ist das eine Möglichkeit, sich von familienfeindlichen Strukturen im Arbeitsleben zu befreien und den Alltag nach eigenen Kriterien zu gestalten. Wir haben bei einer die es wissen muss nachgefragt.

Claudia Lässig hat den Schritt gewagt, ist seit 25 Jahren erfolgreiche Unternehmerin und führt zusammen mit ihrem Exmann Stefan Lässig und Karin Heinrich die Lässig GmbH mit 135 Mitarbeitern. In dem Familienunternehmen werden nachhaltige und innovative Produkte für Babys, Kinder und Eltern gefertigt.

Wir wollten von ihr wissen, was man speziell als Frau beim Gründen beachten sollte, warum Gründerinnen so schlecht an Finanzierungen kommen und ob es etwas gibt, das sie heute vielleicht anders machen würde.

Claudia Lässig gründetet erfolgreich ihre Firma LÄSSIG GmbH

Frau Lässig, was war Ihre Motivation, ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Claudia Lässig: Ich finde, es gibt nichts Besseres, als zu gründen, gerade wenn man Familie hat, weil man den Alltag flexibel gestalten und alles nach seinen Werten und Vorstellungen aufbauen kann und weil man viel von der eigenen Persönlichkeit in das Unternehmen einbringen und zugleich seine eigene Selbstständigkeit bewahren kann. Flexibilität und der Einfluss auf das, wofür ich arbeite und was ich arbeite – das war für mich die größte Motivation.

Viele Frauen gründen aus einer Not heraus, weil sich Job und Familie bei ihrem Arbeitgeber nicht vereinbaren lassen. Wie finden Sie es, dass Frauen oft noch zu wenig Unterstützung erfahren und in vielen Unternehmen nicht in ihrem angestammten Job bleiben können nachdem sie Kinder bekommen haben?

Ich finde, es hat sich einiges verbessert seit der Zeit, als ich gegründet habe. Meine Kinder sind jetzt 27 und 29 Jahre alt, das ist also schon ein wenig her. Aber es ist immer noch schwierig für Frauen mit einem anspruchsvollen Job, in Teilzeit zu gehen oder Führungsaufgaben wahrzunehmen. Das liegt, denke ich, nicht nur an der Politik, sondern vor allem auch an den Unternehmen, denn man kann ja flexible Jobangebote schaffen.

Wir im Unternehmen machen das übergreifend in allen Abteilungen, und es sind fast ausschließlich Frauen mit Kindern, die bei uns in verantwortungsvollen Positionen arbeiten. Da ist nicht die Frage, kann ich vielleicht auch mit Kind wieder in meinen „alten“ Job zurückgehen, sondern in welcher Form und mit welcher Intensität kann ich das.

Vereinbarkeit zu leben war also immer ein Anspruch in Ihrem eigenen Unternehmen?

Ja, wahrscheinlich auch aus meiner Situation heraus, weil ich mit zwei kleinen Kindern begonnen habe, das Ganze aufzubauen. Ich wusste natürlich, dass ich leistungs- und organisationsfähig bin, aber auch die Flexibilität brauchte, das mit den Kindern unter einen Hut zu kriegen. Vereinbarkeit möglich zu machen ist für uns keine Frage, keine neue Erscheinung, sondern sie ist durch mich im Unternehmen verankert.

Was würden Sie jungen Gründerinnen aus jetziger Perspektive raten?

Von mir selbst ausgehend würde ich sagen: Man muss sich vor der Gründung damit beschäftigen, was der Worst Case sein könnte. Kann ich das tragen, kann ich das leisten, bin ich bereit, das Risiko einzugehen? Bin ich gewillt, Unsicherheiten auszuhalten, wenn es mal nicht so gut läuft oder das Einkommen schwankt? Das muss man im Vorfeld gut mit sich ausdiskutieren.

Wenn man das für sich mit Ja beantwortet, dann kann man sich auch mehr zutrauen. Gründen ist eine wunderbare Sache, weil man die Flexibilität hat und die Möglichkeit, etwas zu gestalten und Einfluss zu nehmen – auch auf viele Bereiche im gesellschaftlichen Leben. Ich würde mir einen Plan B zurechtlegen und auch nicht davor zurückschrecken, wenn ich die Entscheidung vielleicht doch wieder rückgängig machen muss. Trotzdem: Wenn man sich alles gut überlegt hat und nicht naiv an die Sache rangeht, dann würde ich viel Vertrauen in die eigene Person und die eigenen Fähigkeiten setzen und einfach mal machen.

Frauen kommen in Finanzierungsrunden immer noch weniger gut an Geld als Männer. Was sollte hier passieren?

Es ist tatsächlich so, dass gerade bei Business Angels und Investoren eine Idee anders bewertet wird, wenn sie von einer reinen Frauengründung kommt. Gott sei Dank bewegt sich auch hier etwas und es gibt immer mehr weibliche Business Angels und Investorinnen, die Risikokapital bereitstellen. Frauen und Geld, das Thema muss generell mehr in die Öffentlichkeit.

Aber viele Frauen machen sich nicht einmal bei der Familiengründung Gedanken über ihre Finanzen …

Ich verstehe auch nicht, warum sich gut ausgebildete Frauen über die Teilzeit­falle, die bekanntlich sehr wohl in die Altersarmut führen kann, so wenig Gedanken machen. Viele Frauen scheuen sich, für eine eigene Gründung einen Kredit aufzunehmen, gehen aber hier ins volle Risiko. Obwohl doch allgemein bekannt ist, dass gut ein Drittel der Ehen geschieden werden. Das kann ich nicht nachvollziehen. Ich rede und versuche, in meinem Umfeld eine Sensibilität dafür zu schaffen, dass man genau hinschaut und darüber nachdenkt: Wie kann ich mich im Alter absichern? Wenn ich mich um die Kindererziehung kümmern möchte, ist das in Ordnung, aber dann muss mein Partner den finanziellen Ausgleich schaffen.

Das schlechte Gewissen begleitet einen als arbeitende Mutter ständig und als Unternehmerin ganz besonders. Haben Ihre Kinder schon mal dazu Rückmeldung gegeben, jetzt, wo sie erwachsen sind?

Das stimmt. Gerade in der Pubertät musste ich mir oft anhören: Du bist ja sowieso nie da. Oder: Du hast ja sowieso keine Zeit. Auch im Umfeld der Schule gab es den unausgesprochene Vorwurf, wenn es mit den Kindern nicht so lief: Ist ja logisch, du arbeitest ja Vollzeit. Das hat mich immer belastet. Aber jetzt sind die Kinder zurück in die Firma gekommen und sehen auch die Ansprüche, die an uns in der Geschäftsführung gestellt werden und auch, was es bedeutet, den ganzen Tag zu arbeiten. Da kommt jetzt auch viel Bewunderung. Das ist schon eine Art Freisprechen und das tut mir sehr gut.

 

Zur Person:Gründen

2006 gründete Claudia Lässig zusammen mit ihrem damaligen Mann Stefan die Lässig GmbH. Inzwischen werden die Produkte der Firma in über 50 Ländern vertrieben. Claudia Lässig setzt sich im Senat der Wirtschaft Deutschland für soziale Kompetenz, Fairness und Partnerschaft im deutschen Wirtschaftsleben ein. Außerdem ist sie Mitglied im Club europäischer Unternehmerinnen e. V. und hat vor kurzem das Buch „Gründen – Frauen schaffen Zukunft“ mit herausgegeben (erschienen bei Frankfurter Allgemeine Buch für 23 Euro).

 

 

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Bilder: Wolfgang Stahr

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