Freundschaften pflegen als Mama – Geht das nur mit anderen Müttern?

Freundschaften pflegen als Mama – Geht das nur mit anderen Müttern?

Vieles verändert sich, wenn frau Mama wird. Wie pflegen wir Freundschaften, wenn einmal das Baby da ist? Insbesondere mit den kinderlosen Freundinnen. Wird alles so bleiben oder können Mütter nur noch mit anderen Müttern befreundet sein? Unsere Autorin hat ihre Gedanken und Erfahrungen aufgeschrieben…

Text: Bianca Kauper

Es ist ein heikles Thema, Muttersein und Freundschaften pflegen. Insbesondere die Freundschaften, bei denen eine Hälfte (noch) kinderlos ist. Da treffen zwei unterschiedliche Welten aufeinander. „Sie kommt gar nicht mehr raus.“ „Sie gibt sich völlig auf.“ Solche und ähnliche Sätze hört man des Öfteren, wenn es um Mütter geht, die aus Sicht der Kinderlosen dieses oder jenes „nicht richtig“ machen – was auch immer „richtig“ ist und wer auch immer das so festgelegt hat.

Über die Erwartungen an die Freundschaft sprechen

Als ich schwanger war, habe ich mit meinen Freunden oft darüber gesprochen, wie es wohl aussehen wird, mein Leben als Mutter. Klar, ich wollte keine Mutter werden, die ihre Freunde vernachlässigt und deren Leben sich ausschließlich um ihr Kind dreht. Das Kind würde sich dem Leben der Mutter schon anpassen. Wie heißt es doch so schön: Entspannte Eltern, entspannte Babys. Spontane Treffen inklusive Baby? Klaro! Entspannte Wochenenden mit den Mädels? Aber hallo! Wilde Partys bis in die Morgenstunden? Nicht ohne Mama. Alles easy!

Nach der Geburt: Alles ist anders

Die Geburt eines Kindes – egal ob natürlich oder per Kaiserschnitt – ist ein prägendes Erlebnis für die Frau (und auch den Partner, wenn er denn dabei sein darf). Die Frau, die vorher noch eine mehr oder weniger ruhige Kugel vor sich hergeschoben hat, ist binnen Stunden plötzlich Mutter. Unwiderruflich. Für immer. Am Anfang spielt sich das Leben fast komplett in den eigenen vier Wänden ab. Da sind die Nächte, die plötzlich noch weniger Schlaf zu bieten haben als die durchzechtesten Partynächte zu Studentenzeiten. Da sind die Tage, die geprägt sind von vollen Windeln, unzähligen Milchmahlzeiten und schmerzenden Brüsten (wahlweise auch zu spülenden Fläschchen). Da sind die Verwandten und Freunde, die in Scharen kommen, um das Kind kennenzulernen. Irgendwann ist die Familie eingespielt. Weiß, welches Geräusch des Kindes welche Bedeutung hat. Kennt die Schlaf- und Wachphasen – meistens zumindest.

Soziales Leben mit Baby

Das normale Alltagsleben, das Frau vor der Geburt noch gelebt hat, kann wieder starten. Erste Verabredungen zum Kaffeetrinken mit Freundinnen, die selbst keine Kinder haben. Wie früher – nur eben mit Kind. Es gibt Babys, mit denen das problemlos funktioniert. Das Kind schläft, geparkt im Kinderwagen neben dem Tisch, und Mama kann sich stundenlang unterhalten. Keine Geschichte muss von vorne begonnen werden, weil Mama durch Hunger, volle Windeln oder einfach das Suchen nach Nähe gebraucht wird. Doch es gibt eben auch andere Babys und Treffen. Bei denen der Kaffee kalt wird und Mama das Gefühl hat, von den Gesprächen nicht mal ein Zehntel mitzubekommen, weil das Kind eben gerade keine Lust auf gemütlichen Kaffeeklatsch hat und deshalb das gesamte Café mit lieblichem Gebrüll beschallt. Das Ergebnis: Stress. Für das Kind und die Mutter. Und egal wie entspannt die Mutter vorher war, eine solche Situation ist für niemanden erstrebenswert. Die Folge nach ein paar solcher Treffen: Mama und Kind kommen nicht mehr mit.


Prioritäten werden neu gesetzt

Man könnte sagen, dass sie sich doch nicht so anstellen solle, das Kind gewöhne sich schon daran. Die Mutter hat doch schließlich noch ihr eigenes Leben und ihre eigenen Bedürfnisse. Und genau das ist der Punkt. Was, wenn das oberste Bedürfnis der Mutter nicht mehr ist, in Ruhe Kaffee zu trinken, sondern dass ihr Kind entspannt und gut versorgt ist? Es geht nicht mehr nur um sie. Bei vielen Frauen ändern sich mit der Geburt ihres Kindes auch ihre Prioritäten – das ist für Menschen ohne Kinder oft schwer nachvollziehbar. Es heißt auch nicht, dass diese Prioritäten immer so gesetzt sind. Kinder werden älter und selbstständiger. Nichts ist von Dauer. Deshalb hat es auch nichts mit Selbstaufgabe zu tun, wenn die Mutter, die sich vorher nie hätte vorstellen können, mal nicht mehr dabei zu sein, erst einmal nicht mehr mit zum Kaffeetrinken kommt oder das Partywochenende sausen lässt. Nicht für immer, aber für den Moment. Wie lange dieser dauert, ist von Mutter zu Mutter unterschiedlich. Es gibt natürlich auch Mütter die diesen Moment nie brauchen. Für jene, die sich zurückziehen, bedeutet das nicht, dass sie ihre Freundschaften generell abbrechen wollen – im Gegenteil. Gerade in Zeiten von Smartphone und WhatsApp bleibt Mama leicht auf dem Laufenden. Und treffen kann man sich schließlich auch immer noch privat zu Hause.

Jede Freundschaft ist anders – ob mit Baby oder ohne. | Foto: Getty

Freundschaften pflegen mit andern Müttern

Neben alten Schul-, Studien- und Arbeitsfreunden eröffnet sich bald auch ein neuer Freundeskreis: die Mamas. Oft keimt der Kontakt zu Freundinnen, die schon früher Mutter geworden sind, wieder auf. Das gemeinsame Thema „Kinder“ verbindet. Auch der Geburtsvorbereitungskurs eröffnet neue Möglichkeiten für Kontakte. Über die Sinnhaftigkeit der Vorbereitung auf etwas Unvorhersehbares lässt sich zwar streiten, solche Kurse sind dennoch vor allem eines: eine hervorragende Freundschaftsbörse für Schwangere. Nirgendwo sonst findet Frau so viele Gleichgesinnte wie hier. Sie will schließlich nicht ständig ihre nicht schwangeren Freunde mit ihren Schwangerschafts- und Prämuttigedanken überhäufen. Gerade während der ersten Schwangerschaft drehen sich ja doch die meisten Gedanken um das ungeborene Kind und das Leben mit ihm. Und ist der Nachwuchs erst einmal auf der Welt, können sich die Mamas gemeinsam mit ihren Kindern verabreden. Es ist nicht so, dass diese Treffen anders ablaufen würden als die mit kinderlosen Freunden. Schön wäre es…

Die Bedürfnisse ändern sich

Ich erinnere mich noch gut, als ich zu meinem dreißigsten Geburtstag zu einem Mama-Brunch bei uns zu Hause eingeladen hatte. Sechs Mütter und sechs vier Monate alte Babys. Wir haben nicht einmal fünf Minuten zusammensitzend am Tisch verbracht. Und das ist auch völlig in Ordnung. Dadurch, dass alle in der gleichen Situation sind, ist Mama eine von vielen. Während sie unter kinderlosen Freunden eben die eine Mama ist, die gerade nicht da ist, zuhört oder aufpasst, weil sie sich um ihr Kind kümmert. Denn egal ob der Kaffee kalt wird oder nicht, Kinder haben Bedürfnisse, die befriedigt werden wollen. Ein Hoch also auf die Mama-Freundschaften!

Jede muss ihren Weg finden

Nicht alle Mütter, Kinder und Freundschaften sind gleich. Natürlich gibt es Mütter, die anscheinend problemlos ihr gewohntes Leben ohne Wenn und Aber weiterführen können. Deren Kinder überallhin mitgenommen werden können und alles mitmachen. Super, wenn es „so einfach“ klappt. Das bedeutet aber nicht, dass es bei allen so ist. Und es bedeutet auch nicht, dass die Mütter, bei denen es nicht klappt, etwas falsch machen. Und ganz gewiss bedeutet es auch nicht, dass genau diese Mütter sich selbst aufgeben und am Ende des Tages unglücklich mit ihrer Situation sind.

Jede Mutter hat ihren eigenen Weg. Jede Freundschaft entwickelt sich in eine andere Richtung. Mutter und kinderlose Freundin können weiterhin den gleichen Weg gehen, wenn beide ähnlich ticken und sich gut aufeinander einstellen können. Es kann auch sein, dass sich Wege trennen, weil es einfach gerade keinen gemeinsamen Nenner gibt. Oder die Wege hatten sich getrennt und die Freunde finden wieder zueinander. Alles ist möglich. Es gibt kein Richtig oder Falsch. Gut oder Böse. Was hilft sind Kommunikation und Akzeptanz. Kommunizieren, was gerade los ist und wie beide am besten damit umgehen. Akzeptieren, dass eine Situation so ist, wie sie es gerade ist – ohne zu verurteilen.

Teaser- und Sliderbild: @Unspash

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