Gründerinnen

Melanie Goldhagen: So hat meine Firmengründung funktioniert!

Job, MUM

Sich selbständig machen aus der Elternzeit heraus – das wagen immer mehr Frauen. Auch um Familie und Job vereinbaren zu können. Wir haben eine Gründerin gefragt, was es dabei zu beachten gibt.

Interview: Stefanie Staiger

Melanie Goldhagen hat vor zehn Jahren zusammen mit ihrem Mann KidzzInForm gegründet, einen pädagogischen Fachdienst für schulische Inklusion. Heute hat die Firma 200 Mitarbeiter und wurde bereits mit dem Gründerpreis von Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet.

Wir wollten von Melanie Goldhagen wissen, was sie zum Gründen veranlasst hat, warum immer noch mehr Männer als Frauen den Schritt in die Selbstständigkeit wagen und welche Voraussetzungen eine Gründerin mitbringen sollte.

Frau Goldhagen, Sie feiern in diesem Jahr Jubiläum. Vor zehn Jahren haben Sie KidzzInForm ins Leben gerufen. Was war Ihre Motivation zu gründen?

Melanie Goldhagen: Im Sommer 2013 sah meine persönliche Situation wie folgt aus: Zu unserer Familie gehörten neben meinem Mann zwei Pflegetöchter (12 und 15 Jahre), meine Stieftochter (16 Jahre), unser gemeinsamer Sohn (2 Jahre) und unsere gemeinsame Tochter (1 Jahr). Ich befand mich in der Elternzeit und hatte mein vorheriges Anstellungsverhältnis im Kinderheim gekündigt. Als die Hälfte der Elternzeit herum war, machte ich mir Gedanken darüber, wie ich trotz meiner kinderreichen familiären Situation in meiner Profession als Diplom-Pädagogin arbeiten und Familie und Beruf miteinander vereinbaren könnte.

Der Zufall wollte es dann so, dass mein Mann gefragt wurde, ob er einen Fachdienst für die Schulbegleitung in unserem Kreisgebiet aufbauen könnte, da der Bedarf durch die schulische Inklusion groß war. Da mein Mann aber bereits voll im Jobwechsel war, landete die Anfrage über meinen Mann bei mir. Ich weiß heute noch, dass ich gerade mein Baby stillte, als ich spontan zusagte: „Na klar, selbstständig machen, das kann ich.“

Was genau macht KidzzInForm?

KidzzInForm ist ein pädagogischer Fachdienst, der sich auf die fachlich qualifizierte Begleitung von Schülerinnen und Schülern mit Unterstützungsbedarf an Regel- sowie Förderschulen im Rahmen der schulischen Inklusion spezialisiert hat. Ein weiterer Fachbereich ist die autismusspezifische Beratung und Therapie für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.

Ergänzend bieten wir Familien, die ein Kind mit einem Betreuungsanspruch haben, im Nachmittagsbereich Unterstützung im Rahmen der zusätzlichen Betreuungsleistungen an, bekannt als familienunterstützender Dienst (FUD). Zu unserem Angebot gehört auch die intensive Einzelförderung in unserer Lernwerkstatt. Hier geben vor allem Studenten der sozialen Arbeit Nachhilfe und übernehmen die Prüfungsvorbereitung für Kinder und Jugendliche. Das jüngste Angebot ist die Antwort auf all die schulischen Defizite, die durch die Corona-Krise entstanden sind.

Sie haben mittlerweile knapp 200 Mitarbeiter. Mit wie vielen haben Sie angefangen?

Ich habe 2013 mit sieben Mitarbeitenden angefangen. Die ersten Vorstellungsgespräche fanden in meinem Esszimmer statt, da der 16 Quadratmeter große Büroraum im Keller noch nicht fertig renoviert war. Nach zwei Jahren waren es schon 80 Mitarbeitende, nun fast 200. Das schnelle Wachstum hat uns im Jahr 2015 den Gründerpreis NRW beschert.

Gründerin KiddzinFormWarum gründen immer noch mehr Männer als Frauen, was denken Sie?

Ich glaube, Männer sind oft mutiger und selbstüberzeugter. Wenn sie scheitern, suchen sie den Fehler im Außen, nicht im Innen. Daher können sie mit Rückschlägen besser umgehen. Frauen sind da meist anders gestrickt. Sie haben Angst zu versagen und sind bezogen auf die Karriere nicht so probierfreudig wie Männer.

Mir ist es leichtgefallen zu gründen, da ich ja nichts zu verlieren hatte. Aus der Elternzeit heraus zu gründen ist schon eine tolle Möglichkeit gewesen. Dazu hatte ich meinen Mann an meiner Seite, der mich unterstützt hat. Sowohl inhaltlich als auch persönlich. Vielen Frauen fehlt ein solch persönlicher Motivator. 

Was machen Frauen anders, worauf legen sie mehr Wert?

Frauen möchten perfekt sein in dem, was sie tun. Es fällt ihnen schwer, nach außen zu kehren, was sie gut können, und zu zeigen, dass sie in dem, was sie machen, gut sind. Als Unternehmerin gilt es, sich und sein Unternehmen sichtbar zu machen. Auch ist der Führungsstil von Frauen ein anderer als der von Männern.

Welche Voraussetzungen sollten Gründerinnen mitbringen – außer einer zündenden Idee?

Zum Gründen braucht man eine große Portion Mut, Eigenmotivation, Durchhaltevermögen, Flexibilität, Spontaneität, Selbstkritik, Reflexionsvermögen, um aus Fehlern zu lernen, Kreativität und ganz viel Spaß bei dem und Lust auf das, was man tut!

Bild: privat

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