Rosa oder Hellblau: Welche Farbe trägt mein Kind?

Rosa oder Hellblau: Welche Farbe trägt mein Kind?

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Stefanie Staiger

Rosa Mützchen, rosa Body und der Kinderwagen in Pink? Ganz klar, hier ist ein Mädchen unterwegs! Jungs hingegen werden im dunkelblauen Buggy durch die Gegend geschoben und im hellblauen Anzug zur Taufe getragen. Die Geschlechtertrennung nach Farben fängt meist schon im Babyalter an und zieht sich durch bis zur Pubertät. Müssen wir das mitmachen? Schließlich gibt es ja auch jede Menge anderer Farben! Wir haben Autorin Almut Schnerring („Die Rosa-Hellblau-Falle“) und Bloggerin Andrea Reif (meworkingmum) gefragt.

PRO: „Meine Tochter liebt Rosa und Pink!“ 

Andrea Reif mit ihrer vierjährigen Tochter (Foto: privat)

Meine Tochter trägt Pink. Viel Pink. Und Rosa. Erst vor kurzem haben wir ihren 4. Geburtstag gefeiert. Es war eine richtige Prinzessinnen-Party, die Kleine im Kleidchen, mit Prinzessinnen-Deko, Muffins, Cupcakes und Kinderdisco. Feministinnen schlagen nun vermutlich ihre Hände über dem Kopf zusammen. Zu Recht? Ich bin Mutter von drei Kindern – ich habe zwei Söhne und eine Tochter. Das Kind, um das ich mir am wenigsten Sorgen mache, ist meine Tochter. Nicht, weil sie so brav, strebsam und ruhig ist. Attribute, die Mädchen ja gemeinhin gerne zugesprochen werden. Sondern weil sie stark, selbstbewusst und selbstbestimmt ist. Das war sie schon immer und wir haben sie immer gewähren lassen. Schon mit eineinhalb Jahren wusste sie sehr genau, was sie wollte und was nicht, und sie hat ihre Forderungen konsequent durchgesetzt. Sie geht Konflikten nicht aus dem Weg und äußert ihren Standpunkt deutlich und ausdauernd. Und das, obwohl sie für ihr Alter eher klein und zierlich ist.

Trotzdem trägt sie am liebsten Pink und Rosa, verweigert jegliche Art von Hosen und zieht nur Kleider und Leggings an. Oft treibt sie dabei mich – ihre übrigens fast ausschließlich Hosen tragende Mutter – schier in den Wahnsinn. Doch sie weiß eben genau, was sie will, oder besser gesagt: was sie nicht will. Auch in Sachen Kleidung. Viel wichtiger als die Farbe der Kleider meiner Tochter ist es mir, ihr zu zeigen, dass sie als Mädchen alles machen kann, was sie möchte. Dass sie die gleichen Rechte und auch die gleichen Pflichten hat wie ihre Brüder. Dass Mädchen auch raufen dürfen, laut sein und wild und es nichts gibt, was Jungs besser können als Mädchen. Das leben wir ihr vor. Als Eltern, als Ehepaar, als Familie. Und ich glaube, bis dato hat sie das gut verstanden – meine kleine Prinzessin in ihrem pinkfarbenen Kleid.

KONTRA: „Ich mache nicht mit beim Vorsortieren!“ 

Autorin, Journalistin, Mutter von drei Kindern: Almut Schnerring (Foto: privat)

Ich mag Rosa und Blau. Was mich stört, ist, dass die Farben nicht für alle da sind. Vor gut 100 Jahren war es noch umgekehrt, da trugen kleine Königssöhne Rosa, doch heute ist Pink für Jungs tabu. Wie kommen wir dazu, Kindern durch eine Farbe zu vermitteln, wer „normal“ und wer „untypisch“ sei? Ach so, sie müssen sich gar nicht daran halten? Soll sich doch, wer mag, anders entscheiden, verbietet ja niemand. Wirklich? Und was ist mit jenen, die diese Selbstsicherheit nicht haben?

Alles rund um Feen, Kuscheltiere, Küche und Schönheit ist Rosa und trägt damit den Hinweis: „Junge, hier bist du falsch!“ Der Farbcode ist verknüpft mit dem süßen Mädchen der plüschigen Werbewelt, dem Fürsorge in die Wiege gelegt wurde, und dem wilden Jungen, der cool und technisch begabt sein muss, um ein echter Kerl zu sein. Werbung und Medien verbreiten ein derart enges Bild von „richtig“, das Jungen ausgrenzt, die sich für vermeintlich Weibliches interessieren. Ist weiblich denn ein Abstieg?

Ich zwinge meinen Sohn nicht in pinkfarbene Hosen, genauso wenig, wie ich sie meinen Töchtern verbiete. Meine Kinder haben anderes zu tun, als meine Aversion gegen das Gendermarketing in die Welt zu tragen. Aber ich bereite keine süßen Prinzessinnengeburtstage, wie ich überhaupt Angebote meide, die das eine oder andere Geschlecht von vorneherein ausschließen. Ich mache nicht mit beim biologistischen Vorsortieren. Wie wäre es, öfter die Zuordnung von „männlich“ und „weiblich“ durch „menschlich“ zu ersetzen? Dann könnten wir behaupten, Kinder hätten die freie Wahl.

 

 

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