Phänomen Zwillinge: Wie entstehen Mehrlingsschwangerschaften?
Die Zahl der Mehrlingsgeburten steigt, auch viele Promis freuen sich gerade über doppeltes Babyglück. Wir haben Mütter und einen Experten gefragt, was das Besondere an Zwillingen ist.
Ein Blick in einschlägige bunte Blätter beweist es: Zwillinge sind gerade groß im Kommen. Soulsängerin Beyoncé und ihr Mann Jay Z erwarten doppelten Nachwuchs, Hollywoodstar George Clooney und seine Frau Amal haben ihre Zwillinge bereits bekommen (Mehr über den prominenten Nachwuchs findest du hier). Das Model Alessandra Meyer-Wölden hat vor Kurzem bereits zum zweiten Mal Zwillinge zur Welt gebracht. Auch beim Spaziergang durch den Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg kommen einem immer häufiger stolze Eltern entgegen, die einen schicken Doppelkinderwagen schieben, in dem zwei niedlich bemützte Babys schlafen.
Ist das purer Zufall? Oder warum gibt es mehr Zwillingsschwangerschaften? „Es ist tatsächlich so, dass das steigende Alter der Mütter bei der Schwangerschaft eine Rolle spielt. Auch die Hormonbehandlungen im Rahmen einer künstlichen Befruchtung begünstigen Mehrlingsschwangerschaften“, erklärt der Zwillingsforscher Prof. Dr. Frank Spinath, der an der Uni Saarland differentielle Psychologie und psychologische Diagnostik lehrt. „Das ist der allgemeine aktuelle Trend. Trotzdem können auch junge Frauen Zwillinge bekommen, wobei eineiige Zwillinge in allen Fällen seltener sind als zweieiige.“
Für die Forschung sind besonders eineiige Zwillinge interessant
Eineiige Zwillinge wie das berühmte „doppelte Lottchen“ sehen nahezu identisch aus und haben dasselbe Erbgut. „Die von einem Spermium befruchtete Eizelle teilt sich im anschließenden Prozess in zwei Embryos, die quasi genetische Klone sind“, erklärt Frank Spinath. „Bei zweieiigen Zwillingen hingegen werden zwei Eizellen von zwei Spermien befruchtet. Es ist also im Grunde die gleiche Situation wie bei einer normalen Schwangerschaft, nur dass eben zwei Föten heranwachsen.“ Für die Forschung sind besonders die eineiigen Zwillinge interessant. „Es ist höchst spannend, zu untersuchen, wie sich eineiige Zwillinge im Laufe ihres Lebens entwickeln“, sagt der Experte. „Eineiige Zwillinge haben zum Beispiel keine exakt gleichen Fingerabdrücke. Wenn sie an einem Tatort Fingerabdrücke hinterlassen, geben diese Aufschluss über den Täter. Eine DNA-Probe hingegen wäre identisch. Man könnte also anhand der DNA nicht sagen, welcher Zwilling der Täter war.“
Auch das Temperament und der Charakter eineiiger Zwillinge können ähnlich, aber auch sehr verschieden sein. Zudem ist es häufig so, dass eines der Babys bereits bei der Geburt kleiner und zarter ist als das andere und dieser Unterschied bleibt. „Für mich als Psychologe ist es besonders interessant, welche Rolle die Erbanlagen und welche die Umwelt bei der Entwicklung der Zwillinge spielen“, erklärt Frank Spinath. „Entsteht durch die Nähe im Mutterleib auch eine emotionale Nähe oder verändert sich diese, beispielsweise durch eine Konkurrenz- oder Abgrenzungsphase in der Pubertät?“
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