Mehr Rente: So kannst du dir deine Elternzeit anrechnen lassen

Mehr Rente: So kannst du dir deine Elternzeit anrechnen lassen

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Kirsten Hemmerde

Frauen erhalten durchschnittlich fast ein Drittel weniger Rente als Männer. Mit unseren Tipps kannst du diesen Gap verringern. Zum Beispiel durch die Anrechnung der Elternzeit oder auch private Vorsorge – das geht ganz easy!

Darum ist es wichtig, sich schon früh um die Rente zu kümmern

Rente? Das ist doch noch so weit weg! Zwischen Babyglück, Kindergarten, Care-Arbeit und womöglich Berufstätigkeit ist oft auch schlichtweg kein Platz, um sich noch mit der Altersvorsorge zu beschäftigen. Dabei wird das Thema für viele Frauen immer wichtiger. Denn im Schnitt erhalten sie aufgrund von Kindererziehung, Teilzeittätigkeit und geringerer Entlohnung später rund ein Drittel weniger Rente als Männer. Gerade einmal 730 Euro bekommen sie durchschnittlich an gesetzlicher Rente.

Das zeigt: Aktive Vorsorge wird immer wichtiger. Schon mit wenigen Schritten kannst du dein Einkommen für später ganz einfach steigern. Das wichtigste ist: Fang früh damit an. Denn dann spielt die Zeit für dich und kann das Geld über die Jahre gut vermehren.

Elternzeit und Erziehungszeiten anrechnen lassen

Das ist ein ganz einfacher Weg, um deine gesetzliche Rente aufzustocken. Lass dir die Elternzeit und die Erziehungszeiten auf deine Altersvorsorge anrechnen:

  • Wenn hauptsächlich du dein Kind betreust, kannst du dir bis zu drei Jahre Kindererziehungszeit gutschreiben lassen. Viele Eltern nehmen in diesem Zeitraum Elternzeit und arbeiten weniger oder pausieren. Daher ist es wichtig, die so entstehende Rentenlücke zu schließen.
  • Das lohnt sich: Für jedes Jahr Kindererziehungszeit erhältst du 37,60 Euro Rente pro Monat. Das ist in etwa auch der Wert, den Durchschnittsverdiener als Rente pro Monat bekommen.
  • Wenn du berufstätig bist, erhältst du diesen Rentenanspruch zusätzlich zu dem, was du selbst über deinen Lohn in die Rentenkasse einzahlst.
  • Erziehst du mehrere Kinder? Dann erhöhen sich deine Kindererziehungszeiten.

Diese Erziehungszeiten können neben den leiblichen Eltern auch Adoptiv-, Pflege- oder Stiefelternteile oder auch Großeltern und Verwandte erhalten. Allerdings darf immer nur eine Person die Zeiten in Anspruch nehmen.

So beantragst du zusätzliche Rente für deine Erziehungszeit

Wahrscheinlich kennst du den Brief der Deutschen Rentenversicherung, der einmal im Jahr ins Haus flattert. Dort siehst du deine bislang bestehenden Rentenansprüche. Damit dir darin deine Erziehungszeit anerkannt wird, beantragst du bei der Deutschen Rentenversicherung eine Kontenklärung:

  • Mit dieser Kontenklärung überprüft die Rentenversicherung dein Versicherungskonto und schaut, ob alle beitragsrelevanten Zeiten berücksichtigt sind.
  • Dafür machst du Angaben unter anderem zu deinen beruflichen Tätigkeiten und deinen Kinderbetreuungszeiten.
  • Du kannst die Kontenklärung online bei der Deutschen Rentenversicherung beantragen und das Formular direkt auf der Website ausfüllen.
  • Alternativ hast du die Möglichkeit, das Formular hier als pdf downzuloaden.
  • Um die Erziehungszeiten deines Nachwuchses anzugeben, füllst du zusätzlich das Formular „Antrag auf Feststellung von Kindererziehungszeiten aus und reichst es ebenfalls ein.
  • Zum Ausfüllen benötigst du unter anderem Daten wie deine Versicherungsnummer oder auch den Geburtsnachweis deines Kindes.

Übrigens: In dieses Formular kannst du auch gleichzeitig deine Berücksichtigungszeiten wegen Kindererziehung eingeben. Dafür erhältst du zwar nicht direkt mehr Rente. Allerdings ist diese Zeit wichtig zum Beispiel für Ansprüche auf eine Berufs- oder Erwebsunfähigkeitsrente. Zudem brauchst du für einige Rentenansprüche mindestens 25 beitragsrelevante Jahre. Auch dafür zählen die Berücksichtigungszeiten. Diese Zeiten beginnen mit dem Tag der Geburt deines Kindes und enden automatisch nach zehn Jahren.


Soll ich eine Riester-Rente abschließen?

Rentenversicherungen gibt es wie Sand am Meer. Besonders häufig wurde in der Vergangenheit die Riester-Rente empfohlen. Allerdings ist sie in Verruf geraten. Zu teuer, zu unflexibel und zu wenig Rendite – so lauten einige der Kritikpunkte.

Allerdings gibt es eine Gruppe, die von diesem Produkt besonders profitiert: die Haupterziehungspersonen von Kindern, in der Mehrheit Mütter. Das ist der Grund: Pro Kind erhältst du eine Zulage von 300 Euro pro Jahr. Und das unabhängig von dem Beitrag, den du einzahlst. Selbst wenn du den Vertrag nur mit wenigen Euro pro Monat besparst, füllt sich dein Vertrag zum Beispiel bei zwei Kindern ganz von allein mit 600 Euro pro Jahr.

Diese sogenannte Kinderzulage bekommst du so lange, wie dein Kind Kindergeld erhält. Das können bis zu 25 Jahre sein, da kommt also ein ganz hübscher Beitrag zusammen.

Weitere Optionen, mit denen du mehr Rente erhältst

Viele kleine Puzzleteile ergeben ein großes Ganzes. So ist es auch bei der Rente. Je mehr dieser Bausteine du hast, umso höher wird die Summe, die du später erhältst. Schau doch einmal, ob auch diese Optionen für dich in Frage kommen:

  • Betriebliche Altersvorsorge: Wenn du berufstätig bist, erkundige dich bei deinem Arbeitgeber nach rentenwirksamen Vorsorgemöglichkeiten. So bieten viele Unternehmen eine betriebliche Altersversorgung an. Dabei wird ein Teil deines Gehaltes automatisch in diese Zusatzversicherung eingezahlt. Diesen Betrag kannst du erhöhen und so den Rentenwert steigern.
  • Private Vorsorge: Natürlich hast du die Option, eine private Rentenversicherung abzuschließen. Gerade bei niedriger Verzinsung oder unsicheren Rahmenbedingungen ist der Betrag, den du im Rentenalter erhältst, im Vergleich zu anderen Anlagemöglichkeiten eher niedrig.
    • Lohnenswert kann es daher sein, einen Sparplan einzurichten. Als solide gilt ein ETF-Sparplan. Darin enthalten sind Beteiligung an verschiedenen Unternehmen, sodass das Risiko vergleichsweise gering ist. Der Ertrag dagagen kann sich sehen lassen: Der ETF auf die nach Börsenwert größten Unternehmen der Industriestaaten MSCI World fährt seit 1975 bis jetzt durchschnittlich neun Prozent Rendite pro Jahr ein.
    • Sind die Zinsen hoch und du bevorzugst eine eher konservative Geldanlage, können auch Tagesgeld- oder Festgeldkonten eine gute Wahl sein.
  • Versorgungsausgleich: Du kümmerst dich zum Großteil zum die unbezahlte Care-Arbeit und deine bessere Hälfte um die bezahlte Erwerbsarbeit? Dann kann ein Versorgungsausgleich zwischen euch beiden eine gute Option sein. Dabei bezahlt der andere Elternteil einen Teil deiner Altersvorsorge – zum Beispiel durch monatliche Einzahlungen in einen Sparplan, eine private Rentenversicherung oder eine andere Anlageform.

Raus aus der Tabuzone: Über Geld sprechen

In einer Beziehung über Geld zu sprechen, ist für viele von uns heikel und unangenehm. Gerade in Bezug auf deine spätere Rente ist es jedoch unbedingt notwendig. Denn mit cleveren Strategien, der Anerkennung deiner Erziehungszeiten und vielen weiteren Bausteinen schützt du dich vor Altersarmut und kannst entspannt dabei zusehen, wie dein Rentenkonto jährlich wächst.

Zugegeben, den ersten Schritt zu machen, fällt oft schwer. Zu viele Informationen, zu viele benötigte Angaben, zu wenig Zeit…. Wenn dir das auch so geht, dann hole dir Unterstützung. Das können zum Beispiel Freundinnen sein, die bereits aktiv ihre Altersvorsorge angehen. Oder auch Experten. So gibt es von der Deutschen Rentenversicherung ein eigenes Portal für die Altersvorsorge von Frauen. Hier findest du viele wertvolle Informationen und auch Kontaktmöglichkeiten für deine Fragen.

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