Chinesische Tradition: Diese 5 Säulen stützen das Wochenbett
Die erste Zeit nach der Entbindung ist für Mütter eine ganz besondere: Das Baby ist da, Mama und Kind gewöhnen sich langsam aneinander, der Körper muss sich von der Geburt erholen. In China genießen Frauen im Wochenbett besondere Zuwendung und Fürsorge. Die Autorin Hen Ou widmet sich in ihrem Buch „Die ersten vierzig Tage – Was junge Mütter nach der Geburt wärmt und stärkt“ dieser Phase und den Traditionen ihres Herkunftslandes. Sie gibt wertvolle Tipps und stellt gesunde Gerichte für frischgebackene Mütter vor.
Heng Ou ist Mutter von drei Kindern und wurde als Tochter chinesischer Einwanderer in den USA geboren. In China genießen Frauen im Wochenbett besonderen Schutz: Sie werden liebevoll umsorgt, bekocht, gepflegt und verwöhnt und sollen sich in den vierzig Tagen nach der Geburt Zeit und Ruhe für sich, ihr Baby, ihren Körper und ihre Seele gönnen. Denn die Mutterschaft ist ein großer Einschnitt im Leben jeder Frau.
Es geht nicht darum, möglichst schnell wieder fit zu sein, auf Knopfdruck zu funktionieren und den perfekten After-Baby-Body zu haben – auch wenn das Models in Hochglanzmagazinen suggerieren. Sondern darum, diese einschneidende Veränderung im Leben bewusst anzunehmen und gut für sich zu sorgen. Dabei helfen unter anderem nahrhafte und stärkende Gerichte, die von Innen wärmen und neue Energie spenden. Aber auch beruhigende Tees, Smoothies als Energiekick, ähterische Öle, wohltuende Sitzbäder und Rituale, die für Entspannung sorgen.
Die fünf Säulen für das Wochenbett:
Auszeit
Fast alle Traditionen der Mutterpflege empfehlen Mama und Baby, nach der Entbindung so lange wie möglich zuhause zu bleiben und warnen davor, sich sofort wieder nach draußen in die Welt zu stürzen. Sie beide gelten in diesen Tagen als besonders empfindlich – und das nicht nur für so offensichtliche Gefahre wie Krankheitserreger. Es heißt, genauso sensibel seien sie für die negativen Auswirkungen von Kälte, Wind und Lärm, die aufgrund des besonders „offenen“ Zustands einer Mutter Eingang in ihren Körper finden und sowohl das körperliche als auch das psychische Gleichgewicht erschüttern. Deshalb sollte dem Bedürfnis nach Ruhe und Rückzug in einem geschützten Raum für Mama und Baby unbedingt nachgegeben werden.
Wärme
Die Wärme im Körper soll nach der Geburt aufgebaut und erhalten werden. Während der Schwangerschaft verdoppelt sich das Blutvolumen im Körper der Frau nahezu. Nach der Entbindung und dem damit verbundenen Blutverlust gilt es nun, die Durchblutung wieder zu fördern, um die Heilung zu verbessern. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Ernährung. Weiche, leicht verdauliche Speisen, die stärken und das „Verdauungsfeuer“ anheizen, haben in der chinesischen Medizin Tradition. Heng Ou stellt eine ganze Reihe köstlicher Gerichte vor, die sich auch wunderbar vorkochen und einfrieren lassen.
Unterstützung
Was macht die wichtigsten Bestandteile der Mutterpflege wie Ruhe, Schlaf, Rückzug und wärmendes Essen erst möglich? Ein Kreis von Unterstützerinnen und Unterstützern, die der frischgebackenen Mutter genau das ermöglichen. Früher war das ein meist aus Frauen bestehendes Netzwerk wie der Mutter, Schwestern, Cousinen, Freundinnen, Hebammen oder einer Doula, die die Frau im Wochenbett versorgten. Heute gehört bei den meisten Frauen vor allem der Partner dazu. Aber wer zusätzliche Unterstützung wünscht, sollte sich nicht scheuen, die Mutter, die Schwiegermutter oder beste Freundin für diese besondere Zeit mit einzuspannen. Auch die Hebamme ist eine wertvolle Hilfe im Wochenbett.
Ruhe
Viele althergebrachte Traditionen der Mutterpflege sehen konsequente Bettruhe vor. So streng wird das heute nicht mehr gesehen. Aber die Aktivitäten der Mutter sollten sich in den ersten vierzig Tagen auf die Pflege des Babys und der eigenen Regeneration, Stärkung und Heilung konzentrieren. Auf keinen Fall geht es darum, den Körper mit Fitnesstraining in Form zu bringen oder übermäßige Aktivitäten zu forcieren! Je mehr Ruhebedürfnis der Körper signalisiert, umso besser. Gebt diesem Bedürfnis nach und ersetzt alte Glaubenssätze wie „es ist nicht genug“ durch die Einsicht, dass eure Erholung und die Pflege des Säuglings im Wochenbett „mehr als genug“ ist. Gönnt euch so viel Ruhe und Schlaf wie möglich.
Ritual
Viele Traditionen und Kulturen feiern die Metamorphose, die sich vollzieht, wenn eine Frau zur Mutter wird, mit besonderen Ritualen. In Teilen Indiens und Nordafrikas verzieren Frauen die Beine und Füße der jungen Mutter mit Hennazeichnungen. Auch Massagen gehören in vielen Traditionen zur Würdigung der Mutter, ebenso wie Geschenke für das Neugeborene. Überlegt euch ein eigenes Ritual wie zum Beispiel eine Fußmassage oder feiert, wenn ihr euch danach fühlt, ein kleines Fest für euch und euer Baby. Lasst euch würdigen für das Wunder der Geburt, die Kraft eurer Weiblichkeit und die Stärke eures Körpers, der es geschafft hat, ein Kind zur Welt zu bringen. Ihr seid wundervoll.
Weitere Tipps und Rezepte findet ihr in Heng Ous Buch: „Die ersten vierzig Tage – Was junge Mütter nach der Geburt wärmt und stärkt“ (Kunstmann, 26,00 Euro)