Portrait: Fany Péchiodat – Gründerin von „My little Paris“

Portrait: Fany Péchiodat – Gründerin von „My little Paris“

Es begann mit einer Mailingliste an ein paar Freunde. Heute verbucht „My little Paris“ Millionenumsätzen. Wir haben die Gründerin Fany Péchiodat in Paris besucht, wo sie zusammen mit ihrer Schwester das Unternehmen leitet.

Von Doris Barbier

Paris, im Multikultiviertel Barbès, nur einen Katzensprung von der Pariser Zuckergusskirche Sacré-Cœur entfernt. Hinter dem schmiedeeisernen Tor und den Grünpflanzen in Terrakottatöpfen summt es emsig wie in einem Bienenstock. Wir sind zu Gast bei My Little Paris: Hier, hinter der Ziegelfassade des Ateliergebäudes, residiert jenes Unternehmen, das Pariser Lebensstil in Newsletter und Geschenkboxen verwandelt – und heute Zahlen schreibt, die andere vor Neid vornehm erblassen lassen. Jeden Tag bekommen die Abonnenten ein bisschen Paris in ihr Postfach: Tipps zum Ausgehen, Essen, Shoppen, Übernachten.

Jeden Tag ein kleiner Wow-Effekt

Ganz oben, gleich nach der quietschgelben Metalltreppe, die in den letzten Stock führt, befindet sich das Hauptquartier der „Bienenkönigin“: Fany Péchiodat ist eine Vorzeigepariserin mit seidig-kastanienbraunem Haar, Slimjeans, schwarzem Top und dunklen Schnürboots mit ziemlich hohen Absätzen. Sie inkarniert die mühelose Lässigkeit der Parisienne und leitet mit sicherer Hand und sprödem Charme das Geschäft. Die sieben Etagen vom Kreativpool im Erdgeschoss bis zu ihrem winzigen Büro – inklusive Postkartenblick auf Dächerlandschaft und Sacré-Cœur – nimmt sie täglich mehrfach im Laufschritt, jeweils zwei Stufen auf einmal. Trotz erwähnter Zehn-Zentimeter-Absätze und Laptop unter dem Arm. „Wir verschicken heute täglich mehr als eine Million Newsletter“, sagt Fany Péchiodat ein bisschen stolz. „Jeden Tag soll man beim Öffnen einen kleinen Wow-Effekt erleben – wie beim morgendlichen Espresso.“

My little Paris; Slider

Family Business: Die beiden Schwestern Fany und Amandine sind verantwortlich für „My little Paris“.

Es fing mit einer Mailingliste an 50 Freunde an

Nicht mal sie, deren Naturell man als unerschrocken einordnen kann, hätte sich das träumen lassen. Vor sieben Jahren saß sie mit ihrer Schwester Amandine und ein paar  Freundinnen beim Brainstorming auf dem Sofa. Ein bisschen gelangweilt, auf der Suche nach neuen Aufgaben und Herausforderungen – „obwohl mir der Job in der Marketingabteilung eines Luxusparfumherstellers noch irgendwie Spaß machte“, erzählt Fany. Da sie es satthatte, in der Freizeit für ihre Freundinnen ständig tolle Tipps und neue Adressen aufzuspüren („Ich hatte immer schon ein Näschen dafür“), war es zum Start-up nur mehr ein kleiner Schritt. Dass ihre Schwester Amandine beim morgendlichen Joggen durch Paris dann noch auf die bildschönen Paris-Postkarten der japanischen Illustratorin Kanako stieß, war schließlich das Pünktchen auf dem i für My Little Paris. „Wir waren zu sechst und begannen 2008 mit einer Mailingliste an 50 Freunde – ein liebevoll gestalteter Newsletter mit Kanakos Zeichnungen und unseren ganz persönlichen Tipps“, erinnert sich Fany an die Anfänge.

My little Paris

Eine kreative Umgebung ist Fany Péchiodat wichtig.

Inzwischen macht „My little Paris“ Millionenumsätzen

„Work hard, have fun“ lautet die Devise: Heute residiert MLP in einem Haus mit sieben Stockwerken und beschäftigt 100 Mitarbeiter. Fünf Prozent davon sind Männer, die Hälfte aller Mitarbeiterinnen hat Kinder. „Das Durchschnittsalter des Teams entspricht mit 28 Jahren dem unserer Abonnenten“, erklärt Fany Péchiodat. Und My Little Paris sorgt seit 2011 mit einer weiteren Geschäftsidee für ziemlich viel Furore: Mit My Little Box kann man sich jeden Monat eine kleine „Wundertüte“ inklusive einem Magazin, Beautyprodukten sowie Mode- und Wohnaccessoires per Post ins Haus schicken lassen. „Die Lifestylebox wird mittlerweile auch nach Deutschland, Großbritannien und Japan geliefert, denn der Stil und der Look der Pariserin sind weltweit ge-fragt“, weiß Fany Péchiodat.

„Wir legen sehr großen Wert auf die optische Gestaltung und die Verpackung der Produkte. Denn wir wollen ja immer wieder aufs Neue überraschen.“ Rund 100.000 Abonnentinnen verzeichnet der Geschäftsableger mittlerweile, während aus My Little Paris ein lukratives Unternehmen mit Millionenumsätzen und einer gleichnamigen Handy-App wurde. Fany Péchiodat kümmert sich um den geschäftlichen Part, ihre Schwester Amandine, die gerade in der Babypause ist, zeichnet für den redaktionellen Inhalt von My Little Paris verantwortlich.

My little Paris

Die Mitarbeiter von My little Paris arbeiten in einer kuscheligen Atmosphäre.


Heimkino, Schnittblumen und Bücher, Bücher, Bücher

In diesem Unternehmen spielt dennoch der Wohlfühlfaktor eine große Rolle. In der großzügigen Wohnküche im sechsten Stock finden außer den Mittagessen auch regelmässig Brainstormings zwischen Teekanne und Schneidebrett statt. Jeder Mitarbeiter bekommt zum Einstieg in die Firma seinen eigenen Kaffeebecher (mit Namen und Kanakos Illustration) sowie eine Stoffhülle mit Libertyprint für den Bürostuhl. Im ersten Stock, wo auch My Little Box konzipiert wird, werden nonstop Kultfilme an die Wand projiziert – von „Casablanca“ bis „Nouvelle Vague“. Das Heimkino soll die Inspiration fördern, bei MLP soll man sich wie zu Hause fühlen – und nur ein angenehmes Ambiente inspiriert. Jeden Tag frische Schnittblumen auf allen Tischen gehören genauso dazu wie inspirierende Bücher und Magazine. „Weil ich Bücher über alles liebe, haben alle Mitglieder des Teams unbegrenzten Zugang zu Amazon & Co. Denn Lesen bereichert, bildet, macht glücklich“, ist sich Fany Péchiodat sicher. Auch in ihrem Büro mit der Skyline von Paris auf der Tapete (auch dies eine Illustration von Kanako) stapeln sich auf dem Beistelltisch groß- und kleinformatige Bücher und Magazine bis zur Decke: „Mein Moodboard!“

Ganz besonders stolz ist die Unternehmerin zurzeit auf ihr neuestes „Baby“, das One Minute Project: Dieser Newsletter, ganz im Stil des Hauses, verrät nicht die Hotspots, sondern präsentiert sich als Wegweiser durchs Leben. „Es ist eine Orientierungshilfe, ein Weg zur Selbstverwirklichung. Heute suchen wir doch alle nach inneren Werten.“ Das One Minute Project liefert also Anregungen und Ideen für jeden Schritt auf dem Weg zum besseren Ich. Natürlich à la Parisienne – mühelos und très chic.

Fany Péchiodats hat uns ihre Lieblingsadressen in Paris verraten

My little Paris, KanakoLa tête dans les Olives
2, rue Sainte-Marthe, 75010 Paris.
Ein mikroskopisch kleiner Italiener,
der nur einen Tisch hat.

Le marché des enfants rouges
im Maraisviertel – mein Lieblingsmarkt
fürs Wochenende.

Borgo Delle Tovaglie
4, rue du Grand Prieuré, 75011 Paris.
Ein Restaurant in einer Deko-Boutique!

TombÉEs du Camion
Stand am Flohmarkt Porte de Clignancourt, wo es die besten Vintagemöbel gibt.

Millimètres
19, rue Milton, 75009 Paris.
Designmöbel für Kids.

My crazy pop
15, rue Trousseau, 75011 Paris.
Hier gibt es Popcorn mit Trüffel, weißer Schokolade oder Ingwergeschmack!

La PETITE Mangerie
5, rue de Bretagne, 75003 Paris.
Ideal für den Sonntagsbrunch mit der ganzen Familie. Durch eine Geheimtür geht es ins Spielzimmer, wo ein Babysitter die Kinder betreut.

Und hier noch meine
Lieblingsadresse in der Provence:

das B&B meiner Eltern, mein Zimmer
ist der Wohnwagen im Garten.
thym-romarin.com

Wollt ihr wissen, wie Amandine Péchiodat wohnt? Hier hat sie uns einen Blick in ihr Zuhause gewährt.

 

Bilder und Illustrationen: My little Paris, Kanako

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